USA

Erdogan legt sich mit "New York Times" an

Erdogan legt sich mit "New York Times" an
Türkischer Präsident nennt kritischen Leitartikel "schamlos".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einen kritischen Artikel über ihn in der New York Times als "schamlos" bezeichnet und die renommierte Tageszeitung aufgefordert, sich des "ihr zustehenden Platzes zu besinnen".

"Wer sind Sie schon? Können sie so was auch gegen die US-Regierung schreiben? Wenn sie das machen, wird umgehend das Notwendige veranlasst werden", empörte sich Erdogan am Montag bei einer Diskussionsveranstaltung in Istanbul, wie "Hürriyet Daily News" berichtete.

Der Präsident beschuldigte "bestimmte Mediengruppen", sich Unterstützung "von bestimmten Orten" zu holen. "Die neue Verfassung und der Wechsel zum Präsidialsystem werden diesen Umstürzlern ein für alle Mal den Weg versperren", warnte Erdogan. Der "New York Times" warf er vor, sich in innertürkische Angelegenheit einzumischen.

Erdogan schüchtert Medien ein

Das Blatt hatte am Freitag in einem Leitartikel geschrieben, dass Erdogan seit langem versuche, türkische Medien einzuschüchtern und zu gängeln. Zuletzt sei eine Strafanzeige gegen die Redakteure der Tageszeitung Hürriyet wegen einer Schlagzeile auf ihrer Website eingebracht worden.

"Herr Erdogan scheint zunehmend feindselig gegenüber dem Aussprechen der Wahrheit zu sein. Die Vereinigten Staaten und die anderen Partner der Türkei sollten ihn dazu drängen, diesen zerstörerischen Pfad zu verlassen", schrieb die New York Times.

Ebenfalls am Freitag hatte das in Wien ansässige Internationale Presseinstitut (IPI) Erdogan und seine Anhänger in der Regierungspartei AKP aufgerufen "die unredliche Einschüchterungskampagne gegen die Dogan-Mediengruppe und ihre Tageszeitung Hürriyet umgehend zu stoppen".

"Neuer Schlag gegen Pressefreiheit"

Auf Betreiben von Erdogans Anhängern hatte ein Gericht in Ankara am Donnerstag Hürriyet ("Freiheit") wegen Beleidigung des Präsidenten zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Gericht entschied, die Zeitung habe in einer Kolumne Erdogans "persönliche Rechte" angegriffen.

Davor hatte ein AKP-Kandidat eine Strafanzeige gegen "Hürriyet"-Chefredakteur Sedat Ergin gestellt und dessen Inhaftierung verlangt. Die Türkische Journalisten-Vereinigung (TGC) nannte dieses Vorgehen einen "neuen Schlag gegen die Pressefreiheit".

Es war nicht das erste Mal, dass Erdogan gegen die "New York Times" wetterte. Im September 2014 beschimpfte er das Blatt weil es behauptet hatte, die Türkei sei eine der größten Rekrutierungsquellen für die Terrormiliz Islamischer Staat.

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