Eine halbe Million Griechen ist weg

Die aktuelle Auswanderungswelle ist für Griechenland bereits die Dritte seit Beginn des 20. Jahrhunderts
Arbeitsemigration. Die Krise treibt vor allem die Jungen ins Ausland.

Fast acht Jahre dauert die schwere Wirtschaftskrise in Griechenland nun schon an – und noch immer ist keine Trendumkehr in Sicht. Auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten und einer Zukunftsperspektive haben deshalb seit 2008 fast eine halbe Million Griechen ihre Heimat verlassen. Nach Angaben einer Studie der griechischen Zentralbank betrug die Zahl der Auswanderer 427.000.

Ihr Ziel war zumeist Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Arabischen Emirate. In der Mehrheit sind die Arbeitsmigranten vor allem gut ausgebildet – besonders Ingenieure und Ärzte.

Für das finanziell schwer hinkende Hellas ist dies besonders bitter: Viele Talente, Akademiker und Facharbeiter, für deren Ausbildung der griechische Staat viel Geld aufgewendet hat, kehren der Heimat den Rücken zu. Und ein Ende der Auswanderungswelle ist nicht in Sicht, heißt es im Bericht weiter. Grund: Die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen übertrifft zurzeit 50 Prozent. Schlimm ist die Situation aber auch für die anderen Griechen. Fast jeder Vierte hat keinen Job.

Dritte Auswanderungswelle

Die aktuelle Auswanderungswelle ist für Griechenland bereits die Dritte seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1907 und 1917 wanderten fast 400.000 Griechen hauptsächlich in die USA, nach Kanada, Südafrika und Brasilien aus. Die zweite Welle kam in den 60er und 70er Jahren. Damals wanderte knapp eine Million Griechen hauptsächlich nach Deutschland und Belgien aus. In beiden Wellen handelte es sich um Hilfskräfte oder verarmte Bauern, heißt es in der Studie der Zentralbank.

Derzeit nimmt Griechenland in der EU den vierten Rang jener Länder ein, deren Arbeitsbevölkerung in besonders hohem Ausmaß Arbeit in anderen Ländern sucht: nach Zypern, Irland und Litauen.

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