Carly Fiorina will US-Präsidentin werden

Ex-Konzernchefin Carly Fiorina (60) will ins Weiße Haus
Die konservative, einst mächtigste Geschäftsfrau der Welt schießt verbal scharf - gegen Clinton.

Samthandschuhe sind nicht die Sache der Carly Fiorina (60). Die ehemalige Vorstandsvorsitzende des Hewlett-Packard-Konzerns kämpft stets mit harten Bandagen. Dieses Mal allerdings nicht gegen Arbeitnehmervertreter oder Aufsichtsräte – sondern gegen Hillary Clinton.

Keine der beiden Frauen hat sich bisher offiziell deklariert, doch beide haben ihre Wahlkampfmaschinen bereits angeworfen. Beide wollen die erste Präsidentin der USA werden: die Demokratin Hillary Clinton, Ex-Außenministerin und Ex-First Lady, sowie ihre einzige weibliche Gegnerin auf der konservativen Seite, Ex-Konzernchefin Carly Fiorina, vom Forbes-Magazin ehemals zur "mächtigsten Geschäftsfrau" gekürt.Am Wochenende wurde Fiorina deutlich: Sie sei sich zu "90 Prozent" sicher, dass sie im Mai ihre Kandidatur für die Präsidentenwahlen 2016 offiziell machen werde, sagte sie zu Fox News. Zuvor hatte die von der Frisur bis zu den Edel-Lacklederschuhen stets top-gestylte Multimillionärin in kleineren Wahlkampfauftritten schon klargemacht, was von ihr zu erwarten ist: voller Angriff gegen Clinton.

Carly Fiorina will US-Präsidentin werden
Republican candidate for U.S. Senate and former Hewlett-Packard CEO Carly Fiorina participates in the "Jobs, Jobs, Jobs" panel at the 2010 Milken Institute Global Conference in Beverly Hills, California April 26, 2010. REUTERS/Fred Prouser (UNITED STATES - Tags: BUSINESS)
Und zwar in einem Ausmaß, wie es bisher noch kein anderer republikanischer Präsidentschaftskandidat gewagt hat. Clinton sei "unehrlich", ihr "Charakter habe Mängel", und überhaupt lasse es die ehemalige Außenministerin an "Führungsqualitäten" missen, wetterte die Republikanerin.

Solch grobe Töne haben sich Fiorinas parteiinterne Rivalen wie Jeb Bush oder Ted Cruz noch nicht geleistet. "Es gibt ein natürliches Zögern männlicher Kandidaten, wenn sie gegen Frauen ins Rennen gehen", schildert eine frühere US-Wahlkampfmanagerin. "Sie könnten zu aggressiv wirken, und das würde ihnen schaden."

Eigene Waffen

Carly Fiorina will US-Präsidentin werden
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Ängste, die Carly Fiorina (Spitzname ihrer Feinde: "Kettensägen-Carly") nicht haben muss. Den Vorwurf des Machismo kann ihr keiner machen: "So wie Hillary Clinton bin ich Hunderttausende Kilometer um die Welt gereist. Aber anders als sie habe ich tatsächlich etwas geschafft", ätzte Fiorina jüngst in Iowa. "Was, Frau Clinton, haben Sie für das amerikanische Volk erreicht? Unsere Sicherheit erhöht? Nein! Und was haben Sie für unsere Frauen und Mädchen getan?"

Mit ihrem Clinton-Bashing sind der Karrierefrau die Schlagzeilen sicher. Aufmerksamkeit, die Fiorina dringend braucht. Denn noch kennt nur ein Prozent der Amerikaner den Namen jener Republikanerin, die als erste Frau ins Weiße Haus einziehen will. Aber um tatsächlich zu siegen, mäkeln politische Beobachter, werde die gemäßigte Konservative mehr bieten müssen als nur ein "Anti-Hillary"-Programm.

Als extrem konsequent und effizient bei der Umsetzung von Zielen schätzen ihre Anhänger Carly Fiorina ein. In den Augen ihrer vielen Feinde ist die ehemalige Spitzenmanagerin dagegen egomanisch, kalt und knallhart. 30.000 Jobs ließ sie während ihrer knapp sechsjährigen Zeit an der Spitze bei Hewlett Packard kürzen. Letztendlich musste die legendäre Firmenchefin gehen. Bei der Nachricht ihres Rauswurfes sollen die HP-Mitarbeiter geklatscht haben.

Carly Fiorinas Karriere ist eine, wie sie Amerikaner lieben: Von der Aushilfssekretärin bis an die Firmenspitze – dank eisernen Willens und harter Arbeit. Nur für ihre politischen Ziele ließ sich dies noch nicht so recht umsetzen. Bei den Wahlen zum Senatssitz Kaliforniens unterlag Fiorina 2010 der Demokratin Barbara Boxer.

Einen kurzen Rückschlag erlebte sie auch 2009, sie erkrankte an Brustkrebs. Kaum genesen war dies ein Grund mehr, sich wieder voll in die Politik zu stürzen: "Nach der Chemotherapie macht mir nichts mehr Angst."

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