Die seltsame Kandidatenkür der Grünen

Die seltsame Kandidatenkür der Grünen
Öko-Partei lässt Basis abstimmen, einzige Frau im Team ist aber bereits fix gesetzt.

Ein "Urknall" soll sie sein, die Urwahl, hieß es. Als einzige deutsche Partei lassen die Grünen ihre Doppelspitze für die Bundestagswahl von ihrer Basis, also knapp 60.000 Mitgliedern bestimmen – zwei Spitzenleute sollen es sein, davon zumindest eine Frau. Das klingt höchst demokratisch – allein, sieht man genauer hin, so wirkt das Ganze nicht mehr so fair: Auf dem Wahlzettel stehen zwar vier Personen, aber nur eine Frau – und die ist ob der Geschlechter-Regelung fix gesetzt. Wer Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt nicht wählen will, bleibt nur die Enthaltung – zwei Männer zu wählen, würde die Stimme ungültig werden lassen.

Dass das passiert ist, ist freilich keine böse Absicht – es hat sich schlicht niemand als Gegenkandidatin zu Göring-Eckardt aufstellen lassen. Die einzige potenzielle Kandidatin, die weithin unbekannte Brandenburgerin Sonja Karas, sagte kurz vor der Vorstellung der Bewerber ab; sie hatte zum einen nicht das notwendige Votum ihres Kreisverbands in der Tasche, zum anderen hatte sie sich vor dem Termin bei einem Treppensturz verletzt.

"Grünkorea"

Für den politischen Mitbewerb ist das natürlich eine Steilvorlage. "Neuigkeiten aus Grünkorea", feixt etwa Felix Leidecker von der jungen CDU. Sein Facebook-Posting, in dem er kritisiert, dass bei den Grünen "am Ende des Tages die Frau gewählt werden muss", ist bereits Hunderte Male geteilt worden.

Bei den Grünen selbst nimmt man die Sache nicht allzu tragisch, schließlich bleibe die Wahl zwischen den drei männlichen Bewerbern: Parteichef Cem Özdemir, Fraktionssprecher Anton Hofreiter und Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck stellen sich zur Wahl. Selbst der Umstand, dass Göring-Eckardt nur eine einzelne Stimme ausreichen würde, um Teil des Spitzenduos zu sein, stört dort nicht: "Ich kämpfe um ein gutes Ergebnis. Und für die Quote. Was mich etwas nervt, ist, dass nun Einzelne den festen Frauenplatz im Spitzenteam infrage stellen", sagte Göring-Eckardt kürzlich dazu in der Zeit. Natürlich hätte sie lieber Konkurrentinnen gehabt – wie 2012 Claudia Roth und Renate Künast –, aber "jetzt ist es so und ich kann es nicht ändern".

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