Arbeitslose und Straftäter zieht es in den Dschihad

In den "heiligen Krieg" - wie hier in den Kampf der IS-Terroristen - ziehen hauptsächlich jene, die keinen Platz in der Gesellschaft finden.
Laut einer deutschen Analyse begeistern sich arbeitslose oder vorbestrafte junge Männer für den „heiligen Krieg“.

Es ist die erste Studie zum sozialen Hintergrund jener Männer und Frauen, die freiwillig in den „heiligen Krieg“ ziehen: Die Frankfurter Allgemeine hat jetzt die Ergebnisse einer Analyse der deutschen Polizei und des Verfassungsschutz veröffentlicht, in der die Gründe für islamistische Radikalisierung in Deutschland untersucht werden. Die Hauptaussage: Der Dschihad zieht jene Menschen an, die nur schwer einen festen Platz in der Gesellschaft finden. ´

Die Profile von 378 Personen wurden dazu analysiert. Sie alle sind in Richtung Syrien ausgereist, „aus islamistischer Motivation“, wie es heißt. 89 Prozent davon waren Männer; die meisten davon auch relativ jung - 125 Personen waren zwischen 21 und 25 Jahre alt. Auch Kinder waren darunter, 56 Dschihad-Kämpfer im Alter von 15 bis 20 wurden registriert. Alter und „Verbürgerlichung“ scheinen also von einer Radikalisierung abzuhalten - Familie scheint das aber nicht zu tun. Die Hälfte der Ausgereisten war verheiratet, 104 davon haben sogar Kinder.

Geburtsort unwichtig

Nicht bestätigt wird in der Studie die Annahme, dass der Geburtsort eine deutliche Rolle spielt. 61 Prozent der erfassten Personen wurden nämlich in Deutschland geboren; die zweitgrößte Gruppe stellen mit acht Prozent Syrer. Auch bei der Staatsangehörigkeit ergibt sich ein ähnliches Bild; die Mehrheit der Radikalisierten hat die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die soziale Stellung ist ein hingegen ausschlaggebender Faktor: Ein Fünftel war vor der Ausreise arbeitslos, und nur von 46 Personen sei bekannt gewesen, dass sie einem Beruf nachgegangen sind. „Die bekannten beruflichen Tätigkeiten sind ganz überwiegend dem gering-qualifizierten Sektor und damit dem Niedriglohnbereich zuzuordnen“, zitiert die FAZ aus der Studie. Auch ein kriminelles Vorleben sei bei vielen registriert - 249 Ausgereiste haben Straftaten begangen, zumeist Gewalt-, Eigentums- und Drogendelikte.

Interessant erscheint zudem, dass die Selbstradikalisierung über das Internet bei vielen Islamisten nur eine kleine Rolle spielt. Nur bei 18 Prozent sei dies der Grund für die Ausreise gewesen, bei 30 Prozent waren es Freunde, 23 wiederum salafistischen Moscheen.

Kommentare