Das heimliche Regime von Netanyahus Ehefrau

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Sarah, Ehefrau des Premiers, zieht im Hintergrund die Fäden.

Israels neue, erweiterte und noch rechtere Regierungskoalition wurde am Montag bestätigt. Premier Benjamin – Bibi – Netanyahu hatte es nicht leicht, zwei seiner besten Ex-Mitstreiter unter Dach und Fach zu bringen. Dabei haben der neue Verteidigungsminister Avigdor Lieberman und Erziehungsminister Naftali Bennett eines gemeinsam: Netanyahus Frau Sarah kann sie beide nicht ausstehen – und umgekehrt. "Bibi Probleme machen, Sarah ärgern", kommentierte die Tageszeitung Haaretz die Ernennung.

Die Frau hat mitzureden. "Ein Wunder, dass sie nicht mit am Kabinettstisch sitzt", wunderte sich schon ein Minister in Netanyahus erster Amtsperiode, Ende der 1990er-Jahre. Zehn Jahre zuvor hatte Sarah den frisch Geschiedenen geheiratet, damals der junge, dynamische Streber in der Likud-Partei.

Erpressung mit Video

Als er 1993 dann für den Parteivorsitz kandidierte, platzte der Ur-Skandal. Es ging um "eine kurze, bald beendete Beziehung" mit einer Frau. Und ein Video, das alles zeigt. Netanyahu entging einer Erpressung durch Flucht an die Öffentlichkeit: "Eine gewisse Person, umgeben von einer kleinen Verbrecherbande, bedroht mich."

Sarah blieb im Hintergrund. Um von da an ganz vorne mitzuspielen. Ihr persönlicher Anwalt arbeitete einen neuen Ehevertrag aus. Was darin steht, ist geheim. Doch seit damals steht Sarah bei öffentlichen Auftritten fast immer an der Seite ihres "Bibi". Ihr Anwalt wurde später Justizminister.

Seitdem erscheinen keine Klatsch-Kolumnen mehr ohne Sarah. Mit Wutanfällen, die zu einer auffallend hohen Fluktuation im Dienstpersonal führen. Lange hält es bei ihr niemand aus. Wer länger durchhält, quittiert seinen Dienst vor dem Arbeitsgericht. "Sie warf mit Schuhen nach mir", berichtete ein Hausmädchen.

Welcher Minister kommt an bei Sarah? Auch das ist ein prickelndes Thema. Wer fiel in Ungnade? In die fallen weibliche Minister automatisch. Justizministerin Ayelet Shaked und Sarah kennen einander schon Jahre – ohne sich auch nur ein Mal die Hand gegeben zu haben. Aus Klatsch-Storys wurden Nachrichten. 1999 soll ein Handwerker in der Privatwohnung der Familie über die Kasse der Staatsresidenz abgerechnet worden sein. Geschenke, die das Paar auf Staatsbesuchen erhalten hatte, fanden sich ebenfalls in der Privatresidenz wieder.

Weltreisen fast gratis

Und in Netanyahus dritter Amtszeit kommt alles wieder hoch: Etwa seine Doppelabrechnungen von "Dienstreisen" mit Frau und Kindern als Finanzminister 2003 und 2005. "Bibi-Tours" heißt der neue Skandal: "Weltreisen zu einem Dollar pro Tag". Bezahlt von reichen Freunden. Und aus der Staatskasse? Die Zeitung Yedioth wundert sich: "Hat unser Premier überhaupt eine Kreditkarte?" Niemand soll sie je gesehen haben.

Ein letztes Verfahren vor dem Arbeitsgericht endete im Jänner böse für Sarah. Der Hausmeister hatte geklagt. Wieder ging es um Privatrechnungen, die über die Staatskasse abgerechnet wurden. Gartenmöbel aus der Residenz fanden sich in der Privat-Villa.

Polizei und Justiz arbeiteten zunächst schleppend. Ausgerechnet neue Kräfte in der Staatsanwaltschaft, von Netanyahu dort eingebracht, zeigen sich jetzt weniger willfährig als ihre Vorgänger. Die Polizei empfahl jetzt eine Anklage: "Wir haben genug Beweismaterial."

Die Medien berichten spürbar weniger in letzter Zeit. Sie gerieten in immer stärkere Abhängigkeit vom Amt des Premiers.

Einige reden von "Erdoganisierung". Doch bleibt klar: Immer noch führt in Israel der Weg eines Politikers nach oben über die Medien. Aber auch der nach unten.

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