Bürgerkrieg: Ukraine liefert Waffen an die Front

Separatisten griffen Ort mit 1.000 Kämpfern an. Russland weist OECD-Vorwürfe zurück.

Trotz des Minsker Friedensplans hat die Ukraine bei Gefechten im Kriegsgebiet Donbass schwere Waffen wieder an die Frontlinie gebracht. Das Militär habe Artillerie eingesetzt, "die sich bis dahin nach den Minsker Vereinbarungen im Hinterland befand", teilte der Generalstab in Kiew am Mittwoch mit. Die Ukraine habe ihre internationalen Partner vorher informiert.

Die prorussischen Separatisten hätten beim Ort Marjinka mit rund 1.000 Kämpfern angegriffen, hieß es. Bei den Friedensgesprächen im weißrussischen Minsk Mitte Februar hatten sich die Konfliktparteien geeinigt, schweres Kriegsgerät abzuziehen. Aber fast vier Monate danach eskaliert die Lage in der Kriegsregion erneut. Die prorussischen Aufständischen in Donezk berichteten am Mittwoch von mindestens 15 Toten und 60 Verletzten bei Beschuss durch die ukrainische Armee.

Formale Waffenruhe

Zudem seien fast 600 Bergarbeiter in verschütteten Minen eingeschlossen, sagte Separatistensprecher Eduard Bassurin der Agentur Interfax zufolge. In beiden Anlagen fiel nach Agenturberichten der Strom nach Schusswechseln aus. Allein im Bergwerk Sasjadko müssten 576 Arbeiter in Dunkelheit ausharren, sagte ein Kommandant der prorussischen Separatisten am Mittwoch dem Nachrichtendienst der Aufständischen. Rettungskräfte bemühten sich indes, die nahe gelegenen Mine Skotschinski zu evakuieren. Dort waren nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA Novosti 350 Bergleute eingeschlossen.

Formell herrscht im Osten der Ukraine ein Waffenstillstand. Es kommt jedoch immer wieder zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Die Militärführung in Kiew warf ihrerseits den Separatisten eine große Offensive vor, die Lage sei aber unter Kontrolle.

Russlands Beteiligung

Bereits vor Wochen bemerkten OSZE-Beobachter, dass Lagerstätten für schwere Waffen – und zwar auf beiden Seiten – weitab der Front dezimiert oder leer waren. Auch schwere Waffen wurden verstärkt in Frontnähe gesichtet – ebenfalls auf beiden Seiten. Seit Tagen kommen aber auch laufend mit Panzern und anderem schwerem Gerät beladene Züge auf der russischen Seite der Grenze an. Laut Zeugen hat zumindest eine Kolonne von rund 50 Fahrzeugen die Grenze zuletzt überfahren.

Russland hat Vorwürfe über eine direkte Beteiligung an den Kämpfen bisher immer zurückgewiesen. Der Sprecher der OSZE-Beobachtermission, der Kanadier Michael Bociurkiw, sagte am Mittwoch in einem Radiointerview aber: In der Vorwoche seien OSZE-Beobachter nahe Donezk drei Männern begegnet, die Uniformen und Abzeichen der russischen Armee getragen hätten. Auch Militärgerät mit russischen Nummernschildern sei gesichtet worden.

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