Nach Anschlag in Istanbul: Warnung an Reisende

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Für die Türkei gilt erhöhtes Sicherheitsrisiko. Erdogan macht PKK verantwortlich.

Bei einem Autobombenanschlag in der Altstadt der türkischen Metropole Istanbul sind am Dienstag mindestens elf Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um sieben Polizisten und vier Zivilisten, sagte der Istanbuler Gouverneur Vasip Sahin am Anschlagsort. 36 Menschen seien verletzt worden, drei davon schwer. Ziel des Anschlags sei ein Bus der Polizei gewesen.

Noch ist unklar, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Zu der Attacke am zweiten Tag des Fastenmonats Ramadan bekannte sich zunächst niemand.

İstanbul Vezneciler'de polise saldırı! Olay yerinden ilk görüntüler... https://t.co/u5gCsxVz16 https://t.co/LB5jhUsz2W

CNN Türk (@cnnturk) June 7, 2016

Nach Informationen von CNN Türk wurde die in einem parkenden Auto installierte Bombe per Fernsteuerung gezündet, als ein Polizeibus vorbeifuhr. Der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge waren nach der Detonation Schüsse in der Gegend zu hören. Ein Augenzeuge sprach gegenüber Reuters von zwei Polizeiwagen, die von der Explosion getroffen wurden. Auch die umliegenden Gebäude wurden schwer beschädigt.

Nach Anschlag in Istanbul: Warnung an Reisende

Der Ort liegt weniger als einen Kilometer Luftlinie vom Großen Basar und etwa eineinhalb Kilometer von der weltberühmten Blauen Moschee entfernt. Vor der Blauen Moschee hatte im Jänner ein Selbstmordattentäter zwölf Touristen mit in den Tod gerissen. Für diesen und einen weiteren Anschlag im März in Istanbul machte die Regierung die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich.

Sicherheitskräfte werden allerdings regelmäßig zum Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder einer ihrer Splittergruppen, der TAK. Auch die linksterroristische DHKP-C verübt immer wieder Anschläge.

"Bis zur Apokalypse"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die PKK für den Anschlag vom Dienstag verantwortlich. Es sei "nichts Neues", dass "die Terrororganisation" ihre Anschläge in großen Städten verübe, sagte Erdogan nach einem Besuch von Verletzten des Anschlags in einem Krankenhaus in Istanbul. "Terrororganisation" ist die übliche Bezeichnung der türkischen Regierung für die PKK.

"Dieser Anschlag ist unverzeihlich", sagte Erdogan. Er kündigte an, den "Kampf gegen den Terrorismus bis zum Ende" fortzusetzen, "bis zur Apokalypse". Die türkische Armee geht im Südosten des Landes bereits mit aller Härte gegen PKK-Kämpfer und ihre Sympathisanten vor. Der Militäreinsatz gegen den von der PKK ausgerufenen "Aufstand" in den Städten der Kurdenregion trieb zahlreiche Bewohner in die Flucht.

Erhöhtes Sicherheitsrisiko

Aufgrund der sich zuletzt häufenden Anschläge mahnt das österreichische Außenministerium Reisende zu erhöhter Vorsicht in der Türkei. Während für Gebiete nahe der syrischen Grenze ein partielle Reisewarnung bestehe, gebe es ein hohes Sicherheitsrisiko im Osten und Südosten. Für den Rest des Landes gelte ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Wie es am Dienstag auf der Homepage des Ministeriums weiter hieß wird dringend empfohlen, stark frequentierte Plätze wie Einkaufszentren, Konzerte, kulturelle, religiöse und sportliche Großveranstaltungen, religiöse Stätten und touristische Sehenswürdigkeiten sowie Staats- und Regierungsgebäude und militärische Einrichtungen möglichst zu meiden. Auch das deutsche Außenministerium riet bei Reisen nach Ankara und in andere türkische Großstädte zu besonderer Vorsicht.

Nachrichtensperre

Ein Gericht in Istanbul hat unterdessen eine eingeschränkte Nachrichtensperre über den Autobombenanschlag in der türkischen Metropole erlassen. Grund sei unter anderem der Schutz der "nationalen Sicherheit" und der "öffentlichen Ordnung", teilte die Rundfunkbehörde RTÜK am Dienstag mit. Die Anordnung betrifft nicht offizielle Verlautbarungen.

Nachrichtensperren sind nach schweren Anschlägen in der Türkei nicht unüblich. Bei dem Autobombenanschlag in der Istanbuler Altstadt waren am Dienstagmorgen sieben Polizisten und vier Zivilisten getötet worden.

Vier Festnahmen

Die Istanbuler Polizei hat nun vier Verdächtige festgenommen. Die mutmaßlichen Attentäter seien am Dienstag in die Istanbuler Polizeidirektion gebracht worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, bei dem Anschlag sei ein Mietwagen für die Autobombe verwendet worden.

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