Auf der Suche nach der Strategie gegen IS

US-Präsident Obama
Kerry reist in den Nahen Osten. IS-Kämpfer sollen 250 syrische Soldaten hingerichtet haben.

Die USA entwickeln laut Präsident Barack Obama eine "regionale Strategie" für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Er habe US-Außenminister John Kerry gebeten, in die Region zu reisen, um eine Koalition mit internationalen Partnern aufzubauen, sagte Obama am Donnerstag in Washington.

Seinen Verteidigungsminister Chuck Hagel habe er gebeten, "eine Reihe von Optionen" für militärische Maßnahmen vorzulegen. Er werde Beratungen mit seinem Nationalen Sicherheitsrat fortsetzen und weitere Schritte auch mit dem Kongress beraten, kündigte Obama an. Seit Tagen wird spekuliert, ob die USA ihre derzeitigen Angriffe gegen IS im Irak auch auf Syrien ausdehnen.

IS-Terror: 250 syrische Soldaten getötet

IS-Kämpfer haben indes nach eigenen Angaben 250 gefangen genommene syrische Soldaten getötet. Ein am Donnerstag im Internet veröffentlichtes Video zeigt mehrere Reihen von Männerleichen, die mit Unterhosen bekleidet sind. Zu sehen sind auch weitere Tote, die aufgeschichtet wurden. "Ja, wir haben sie alle hingerichtet", sagte ein IS-Kämpfer in der Provinz Raqqa per Internet.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte bereits zuvor von Dutzenden Soldaten berichtet, die nach der Gefangennahme getötet worden seien. Der IS hatte am Wochenende in Raqqa den Luftwaffenstützpunkt Tabqa eingenommen.

Männer mussten durch Wüste laufen

In einem zweiten, ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Islamisten mindestens 135 Männer in Unterwäsche zwingen, barfuß durch die Wüste zu laufen. Einige haben die Hände über dem Kopf, um sie herum johlen bewaffnete Männer ihnen zu. Auf ebenfalls online gestellten Fotos wird offenbar die Tötung von sieben Soldaten gezeigt.

Die Echtheit und Herkunft der Aufnahmen ließ sich nicht bestätigen. Die syrischen Staatsmedien hatten zwar von dem Angriff auf den Stützpunkt berichtet, jedoch nicht über Verluste aufseiten der Regierungstruppen. Tabqa war die letzte Basis der syrischen Streitkräfte in einer Region, die sonst vom Islamischen Staat beherrscht wird.

Waffenlieferung in den Irak

Wegen der anhaltenden Gefahr durch IS wird der Deutsche Bundestag nun doch auf seiner Sondersitzung am Montag über geplante Waffenlieferungen in den Irak zur Bekämpfung der Dschihadisten von IS abstimmen. Sechs Bundeswehr-Soldaten sind unterdessen im nordirakischen Kurden-Gebiet eingetroffen, um Hilfslieferungen zu koordinieren. Militärische Schutzausrüstung und Waffen werden bald folgen.

Die Koalitionsspitzen von CDU/CSU und SPD einigten sich auf einen Entschließungsantrag, der den Regierungskurs unterstützen soll, wie beide Fraktionen am Donnerstag mitteilten. Die Abstimmung darüber hat aber nur symbolischen Wert. Die Partei Die Linke warf der Regierung "Machtmissbrauch" vor. Der Parteivorsitzende Bernd Riexinger sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung (Donnerstag), eine symbolische Abstimmung darüber im Bundestag reiche nicht aus.

Offensive der Kurden

Nach dem Beginn einer neuen Offensive (Donnerstagvormittag) kurdischer Einheiten im Nordirak haben Kämpfer der Terrormiliz nach Angaben der Ölförderfirma North Oil Company drei Ölquellen in Brand gesetzt, bevor sie sich vom Ain-Salah-Ölfeld zurückzogen.

Dabei würden sie von amerikanischen und irakischen Kampfflugzeugen unterstützt. Wie Al-Mada weiter berichtete, wollen die kurdischen Peschmerga-Einheiten den Ort Sumar rund 70 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Mossul einnehmen. IS-Extremisten hatten ihn Anfang August unter ihre Kontrolle gebracht. Sumar liegt in der Nähe zweier Ölfelder, die ebenfalls von den Jihadisten gehalten werden.

USA: Gezielte Luftangriffe

Angesichts der Not der Bevölkerung im von Dschihadisten belagerten irakischen Amerli denken die USA über gezielte Luftangriffe in der Region nach. Auch werde eine humanitäre Mission erwogen, sagte ein Pentagon-Vertreter am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Sollte es zu einer Hilfsaktion kommen, könne diese ähnlich verlaufen wie kürzlich für die ins Sinjar-Gebirge geflüchteten Angehörigen der Minderheit der Yeziden (Jesiden).

Die zwischen Kirkuk und Bagdad gelegene Kleinstadt Amerli wird seit zwei Monaten von IS-Extremisten belagert. In ihr leben rund 12.000 Menschen - überwiegend schiitische Turkmenen, die von den radikalsunnitischen Dschihadisten als "Ketzer" betrachtet werden. Nach UNO-Angaben gelang es bisher nicht, die Bewohner in Sicherheit zu bringen oder ausreichend Hilfsgüter zu liefern.

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