Nizza-Attentäter führte sexuelles Doppelleben

Die sexuelle Orientierung vieler Terroristen steht im Widerspruch zu den radikalen Vorgaben.

Angesichts eines Massenmordes, der sich in eine religiös-ideologisch definierte Terrorströmung einordnet (der "Islamische Staat" hat ja den Attentäter von Nizza posthum als "Soldaten" adoptiert), ist es heikel, auf besondere Persönlichkeitsmerkmale des Täters zu verweisen, weil das als Verharmlosung erscheinen mag. Aber bei Mohamed Lahouaiej-Bouhlel kommt man nicht umhin, sich über seine mehrseitige sexuelle Umtriebigkeit Gedanken zu machen. Und zwar deshalb, weil sie so sehr den Vorgaben der religiösen Fanatiker widerspricht.

Die meisten Personen, die in seinem Handy registriert waren und von der Polizei in den vergangenen Tagen verhört wurden, waren weibliche und männliche Sexualpartner. Darunter ein 73-Jähriger, der laut Kriminalisten sein Hauptpartner war. Außerdem vergönnte er sich abwechselnd Hardcore-Szenen auf Porno-Websites und Enthauptungen auf Dschihad-Portalen.

Auch Omar Mateens, der im Juni in einer kalifornischen Diskothek, die von Homosexuellen besucht wurde, ein Gemetzel verübte, war gleichgeschlechtlich aktiv. Sein Vater behauptete aber, Omar wäre schon allein beim Anblick eines Homo-Paars in Rage geraten.

Selbstvernichtungstrieb

Über die unterirdische Macht von – verdrängter und verfolgter – Sexualität bei Anhängern totalitärer Bewegungen ist viel geschrieben worden, man denke nur an die bahnbrechende Intuitionen des deutschen Psychoanalytikers Wilhelm Reich, der früh einen Zusammenhang zwischen sexueller Misere und Symbolik der NS-Bewegung ortete. Bei religiösen Super-Puritanern scheint die Pendelbewegung zwischen persönlichen Neigungen und (Selbst-)Vernichtungstrieb noch rabiater.

Nach dem Einmarsch des "Islamischen Staats" in Rakka wurden Homosexuelle von Gebäuden in den Tod gestürzt. Aber inzwischen weiß man von Überläufern, dass der "Islamische Staat" seinen Schergen nicht nur gefangene Frauen zur Vergewaltigung überlässt und siebzig Jungfrauen im Paradies verheißt, sondern dass gleichgeschlechtliche Begegnungen geläufig sind – verdammt und begehrt.

Kommentare