China kauft sich jetzt auch in Italien ein

Grund zu lachen: Im Juni war Premier Renzi bei Chinas Staatschef Xi Jinping; jetzt kauft China in Italien ein
Premier Renzi will auch mit chinesischer Hilfe den Staatshaushalt sanieren.

Italien hat Chinas Investoren grünes Licht für die Beteiligung an seinem Energienetz erteilt. Der chinesische Netzbetreiber State Grid International Development erkauft sich mit 2,1 Milliarden Euro eine Beteiligung von 35 Prozent an der Energie-Holding CDP Reti. CDP Reti gehört mit rund 80 Prozent dem italienischen Staat.

Die Übernahme ist eine der größten Investitionen Chinas in Italien. Der Verwaltungsrat der staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) hat dem Deal im Juli zugestimmt. Die der CDP gehörende Energie-Holding Reti hält ihrerseits 30 Prozent am Gasnetzbetreiber Snam, bald soll ein 30-Prozent-Anteil am Stromnetzbetreiber Terna dazukommen.

Mit den Einnahmen aus der Volksrepublik will die Regierung von Premier Matteo Renzi den schwer angeschlagenen Staatshaushalt sanieren. Italien ist erneut zurück in die Rezession gerutscht. Das BIP sank um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, die Schulden sind auf einem Rekordhoch von mehr als 2168 Milliarden Euro.

"Dringend benötigt"

Aus wirtschaftlicher Perspektive beurteilen Experten den Deal positiv. "Der Eintritt Chinas in Italien ist eine gute Nachricht, wenn sie den finanziellen Aspekt betrachten", erklärt Vittorio Chiesa, Direktor der Energy & Strategy Group des Mailänder Politecnico, gegenüber KURIER. "Es kommt zu einem Zufluss von neuem Kapital und neuer Liquidität, in einer Phase, in der es das Land dringend benötigt. Der Vorteil für Italien ist, dass es dadurch jedoch nicht die Unternehmenskontrolle verliert", so Chiesa.

Die Motivation Chinas für die Operation liege laut Wirtschaftsexperten auf der Hand: Es investiert in ein Land mit interessanter geopolitischer Lage, in einen strategisch wichtigen Bereich wie den Energiesektor. China kann mit mittel- und langfristigen Erträgen rechnen und erwirbt Know-how und Technologien. Zudem dehnt es das globale Wachstum – nach Investitionen in Afrika und Lateinamerika – auf Europa aus. Und nicht zuletzt gelingt vielleicht auch eine Imagekorrektur: Denn China ist für viele Italiener hauptverantwortlich für den Niedergang traditioneller Handwerksmanufakturen im Belpaese.

Dennoch wirft der Riesen-Deal viele Fragen auf, wie Ökonom Chiesa einräumt: War China der einzige mögliche Käufer, der infrage kam? Gab es tatsächlich keine Interessenten aus Europa? Warum wurde kein Wettbewerb ausgeschrieben – wodurch man die Qualitätsgarantie gesteigert hätte?

China erwarb im Frühjahr zudem um 2,3 Milliarden Euro Anteile (zwei Prozent) an den staatlich-kontrollierten Energieunternehmen Eni und Enel. "Die Abkommen sind der Beginn einer Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen, die eine Schlüsselrolle spielen, um in Zukunft die Herausforderungen auf dem Energiesektor zu bewältigen. Diese Abkommen sind auch eine Anerkennung für den Beitrag, den Enel bei Technologie und Erfahrung im Stromsektor liefert", erklärte Enel-Geschäftsführer Francesco Starace bei der Vertragsunterzeichnung in Peking.

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