Europas letzter Diktator macht sich Freunde

Nicht nur seine Frisur – er kämmt ein streng gestärktes Haarbrett über die Glatze – wirkt, als habe er sich im Jahrzehnt geirrt. Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko pflegt auch einen Regierungsstil, den man eigentlich längst in die Geschichtsbücher verbannt hat. Weißrussland, obwohl ein eigener Staat, hat sich seit den Zeiten, als es noch Sowjetrepublik, also Teil der UdSSR, war, kaum verändert. Der Staat kontrolliert Wirtschaft und Landwirtschaft, die Bürger werden – mehr schlecht als recht – rundum versorgt. Eigeninitiative ist nicht gefragt, eigene Meinung ohnehin verboten.

Diese Rolle als postsowjetischer Cäsar machte Lukaschenko über Jahre zum perfekten Feindbild für den Westen. Weißrussland funktionierte politisch wie wirtschaftlich ausschließlich am Gängelband des Kreml.

Doch seit der Ukraine-Krise hat sich Lukaschenko von seinem Vormund Putin distanziert. Er kritisierte die russische Annexion der Krim und versuchte mit dem Nachbarn Ukraine auch nach dem Regierungswechsel in Kiew gute Beziehungen aufrechtzuhalten.

Startvorteil für Minsk

Das hat dem weißrussischen Präsidenten und seiner Hauptstadt Minsk einen Startvorteil verschafft, als es um einen Ort für Verhandlungen ging. Putin fühlt sich in Weißrussland, das ja zu seiner Eurasischen Union gehört, fast wie auf eigenem Territorium. Poroschenko kann nicht zum Feind nach Moskau reisen und darf nicht zu den Wunsch-Freunden in die EU, da er sonst den Kreml verärgert. Für Merkel und Hollande ist es ein neutraler Schauplatz in unmittelbarer Nähe des Krieges (mehr zum Treffen lesen Sie hier).

Die Freude über so viel hohen Besuch war Lukaschenko anzusehen. Er umarmte Poroschenko, hatte einen mächtigen Blumenstrauß für Merkel parat: Bilder, die sein Staatsfernsehen heuer noch ordentlich ausschlachten will. Auch wenn es für die Wahlen im November ohnehin einen fixen Sieger gibt.