Al-Sisi will sich eine neue Hauptstadt bauen

"Viermal größer als Washington": Die neue "Capital City".
Wenn es nach dem ägyptischen Präsidenten geht, ist Kairo bald Geschichte. Bis zu 76 Milliarden soll neue "Capital City" kosten.

Auf halbem Weg zwischen Kairo und dem Roten Meer will Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi eine neue Verwaltungshauptstadt errichten lassen. In „Capital City“ sollen einmal fünf Millionen Menschen leben und staatliche Institutionen und ausländische Botschaften angesiedelt werden. Nach Angaben des Ministeriums für Wohnungsbau wird die Stadt „vier Mal größer als Washington“. Sie bekommt einen Flughafen, Hochhäuser und einen Vergnügungspark „sechs Mal größer als Disneyland“.

Umgerechnet bis zu 76 Milliarden Euro wird das Mammutprojekt kosten. Experten veranschlagen etwa zehn Jahre Bauzeit, doch das ist dem Präsidenten al-Sisi zu lange. „Schafft es in fünf Jahren“, forderte er bei der Auftragsunterzeichnung in Sharm El Sheikh.

Investment gegen Krise

Drei Tage lang hatte die ägyptische Regierung Wirtschaftsbosse aus aller Welt in den Badeort geladen. Aus der Wirtschaftskonferenz, an der auch Siemens-Boss Joe Kaeser teilnahm, wurde eine Art Geberkonferenz. Nach Angaben des Investitionsministers wurden alleine bis Sonntagmittag 124 Milliarden Euro vorwiegend aus den Golfstaaten, mit Ausnahme Katars, eingesammelt. Ägypten will die Wirtschaftskrise mit Großprojekten bekämpfen und so die dringend gebrauchten neuen Arbeitsplätze schaffen. Jeder vierte Ägypter muss nach Angaben der Weltbank mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen.

Durch den Bau der neuen Hauptstadt sollen eine Million Arbeitsplätze entstehen. Der Projektentwickler Capital City Partners wird von dem Geschäftsmann Mohamed al-Abbar geführt, der in Dubai das Burj Khalifa errichtet hat. Er gilt als enger Vertrauter des Emirs von Dubai.

Kritiker sehen Ägyptens Wirtschaftsstrategie „auf Sand gebaut“. Das ägyptische Zentrum für Ökonomie und soziale Gerechtigkeit ECESR kritisiert, dass die Fixierung auf Großprojekte (Suezkanal, Kraftwerke) zwar rasches Geld bringe, aber keine nachhaltige Beschäftigung.

So oder so halten Saudi-Arabien, Kuwait und die Emirate den Staatshaushalt am Leben. Kairo mit seinen 20 Millionen Einwohnern implodiert. Der Verkehr und die Stromversorgung brechen regelmäßig zusammen, eine organisierte Müllabfuhr gibt es nicht.

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