Warten auf bessere Zeiten

Warten auf bessere Zeiten
In El Gouna am Roten Meer ist es so sicher wie kaum anderswo in Ägypten. Aber die Touristen bleiben aus.

In ein oder zwei Tagen verkaufe ich vielleicht ein Stück und dann auch noch billiger", beklagt Shopbesitzer Mohamed Abdelmenim. Im Ferienparadies El Gouna, eine halbe Autostunde von Hurghada entfernt, betreibt Abdelmenim einen kleinen Laden, in dem er Bilder aus Papyrus mit pharaonischen Motiven verkauft. "Viele haben schon zugesperrt, viele wollen verkaufen", berichtet der ehemalige Reiseführer.

Sie alle haben zu wenig Einnahmen und können die Mieten für ihre Geschäftslokale nicht mehr zahlen. Der 45-Jährige lebt im Moment von Erspartem. Geld, das noch von der goldenen Zeit des Tourismus vor der Revolution 2011 geblieben ist.

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Den Restaurant- und Café-Betreibern geht es nicht anders. "Die letzten drei Jahre waren hart, aber 2013 und 2014 sind furchtbar", stöhnt Brigitte. Die Österreicherin betreibt seit achteinhalb Jahren das "Vienna Café" am Hauptplatz von El Gouna. Sie musste im letzten Jahr einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent hinnehmen.

Vienna Café

Die 57-Jährige hat es trotzdem nicht übers Herz gebracht, auch nur einen ihrer acht Angestellten zu kündigen. "Ich wollte es nicht, weil dann hätten sie ja gar nichts mehr. Man muss auch in schlechten Zeiten zusammenhalten. Außerdem kommen dann wieder Feste wie Ostern, Weihnachten, Neujahr, und da brauch’ ich mein erfahrenes Personal", erklärt sie.

Auch einheimische Touristen helfen in ganz schlechten Zeiten, den Betrieb aufrecht zu erhalten, erklärt Mohamed Bassiouny. Er ist Zimmerkoordinator im 4-Sterne-Hotel Sultan Bey.

Trotz partieller Reisewarnungen und eines Anschlags in Taba im Norden der Halbinsel Sinai vor einigen Wochen lassen sich einige Europäer nicht vom Sonnetanken abhalten. An den Hotelpools bräunen sich Deutsche, Franzosen und Engländer. "Wir sind das vierte Mal in El Gouna. Die Warnungen, die gekommen sind, und die Krisengebiete sind doch ein bisschen weiter entfernt von hier", erzählen Margot und Andreas Lige aus Deutschland. "El Gouna ist neu und sauber und etwas ganz anderes. Nicht das Ägypten, das man sonst kennt. Ich hatte keine Bedenken und auch keine Angst", berichtet Gisela, die mit ihrer Enkelin hier Urlaub macht. Allerdings mussten sie, wie einige andere Gäste auch, umbuchen, da sie eigentlich nach Sharm el Sheikh wollten. Aber nach dem Anschlag in Taba wurden alle Urlauber von Sharm el Sheikh ausgeflogen und alle Flüge dorthin gestrichen.

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Die Alternative, die von vielen Reisebüros angeboten wurde, war El Gouna. Andrea und Manfred Cloos aus Duisburg wollten eigentlich nach Taba, haben sich nach dem Anschlag dort aber für El Gouna entschieden. "Wenn wir ein schlechtes Gefühl gehabt hätten, dann hätten wir das auch nicht gemacht. Aber auch der Reiseleiter hier hat uns ganz klar gesagt, dass man hier überall hinfahren kann", erklärt das Ehepaar Cloos.

Die Auslastung der Hotels ist überschaubar. Koordinator Bassiouny berichtet von 62 Prozent im Februar. Einen satten Gewinn bringt das nicht. "Die Preise bleiben tief. Die Reisegesellschaften nutzten unsere Situation aus. Aber am Roten Meer ist die Lage seit vier Jahren 100 Prozent okay", beklagt Bassiouny.

"Geduld ist gut"

Shopbesitzer Abdelmenim meint, dass Ägypten vor einigen Jahren Reiseziel für wohlhabende Touristen war, die sehr viel Geld ausgegeben haben. Mit dem Pauschaltourismus ist das nun vorbei.

Was für die Beschäftigten im Tourismus bleibt, ist die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. "Mal sehen, wie das Jahr läuft. Dann kann es nur aufwärtsgehen. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist", sagt Brigitte. Und auch Mohamed Abdelmenim übt sich wörtlich im Abwarten und Tee trinken. "Wir sagen immer, Geduld ist gut. Vielleicht ist es nächstes Monat besser."

Während sich die Touristenzahlen in Tunesien sehr langsam erholen, wankt der ägyptische Fremdenverkehr weiter. Zu verunsichernd scheinen die Meldungen aus dem bei Österreichern und Deutschen so beliebten Urlaubsland noch zu sein.

Der ägyptische Tourismusminister Hisham Zaazou hat kürzlich eine neue Kampagne vorgestellt, mit der er im nächsten Jahr wieder 13,5 Millionen Besucher nach Ägypten bringen will. Das soll umgerechnet acht Milliarden Euro bringen und die Wirtschaft wiederbeleben.

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Sharm el Sheikh ist momentan eine Geisterstadt. Österreichische Reiseveranstalter bieten keine Flüge in den Badeort am Roten Meer an. Der Grund sind Hinweise auf Terrorgefahr, die vor rund einem Monat bekannt wurden. Eine Reisewarnung vom Außenamt in Wien gibt es nicht. Doch Sharm el Sheikh wird erst in ein paar Wochen wieder angeflogen.

Hingegen sei Hurghada für Ostern ausgebucht, so Josef Peterleithner, Präsident des Österreichischen Reiseverbands. Auch Marsa Alam ist weiter ein beliebtes Ziel.

Angst hätten die Kunden nicht, so Peterleithner. Sie differenzierten sehr zwischen den sicheren Gebieten in Ägypten und den gefährlicheren. "Kairo und Luxor werden von Reiseveranstaltern derzeit praktisch nicht angeboten." Es gebe aber durchaus auch Kunden, die vorsichtiger sind und einen Ägypten-Urlaub – noch – nicht buchen und sich erst kurzfristig entscheiden.

Preis-Leistungs-Vorteil

Doch die Vorteile des arabischen Landes seien immer noch attraktiv für die Österreicher: kurze Flugzeiten, viele Sonnentage, gute Hotelinfrastruktur mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und die Kombination aus Wassersport und Kultur.

Die Preise sind geringfügig niedriger als 2013, aber das sei nicht buchungsausschlaggebend, so Peterleithner. Eine Woche all inclusive in Ägypten bekommt man ab knapp 500 Euro. Das ist nur wenig günstiger als im Vorjahr. Doch viel Luft nach unten gebe es ohnehin nicht mehr, wissen Tourismus-Experten.

"Am ehesten empfehlen wir, nach Hurghada zu fliegen", so Ioannis Afukatudis, Vorstand von Thomas Cook Austria. Die Nachfrage sei zurzeit – aufgrund der Berichterstattung – aber rückläufig. Anders hat das Dieter Pammer von ETI erlebt: "Die Leute, die bei uns buchen wollen, sind nicht ängstlich. Viele sind – wie wir es nennen – Wiederholungstäter. Sie kommen zum Tauchen und kennen sich hier auch schon aus." Den Badeurlauber beunruhigen politische Meldungen nicht besonders, glaubt Pammer. Bei Städtereisen – etwa nach Kairo – sei das anders. "Das kann man momentan nicht empfehlen."

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