Adoptionsverbot: Warnung vor Rückfall in alte Zeiten

epa03514733 Russian President Vladimir Putin (on screen) takes questions fromn journaoists at the news conference at the International Trade Center in Moscow, Russia 20 December 2012. Over 1,200 Russian and foreign journalists gathered to attend the first annual news conference, broadcast live to the nation, since he returned to the presidency in May for a six-year term after four years as prime minister. EPA/SERGEI CHIRIKOV
Putin stellte sich der Weltpresse. Vom neuen politischen Aufreger konnte er nicht ablenken.

Vier Jahre ist es her, dass Russlands Präsident Wladimir Putin zuletzt ausländischen Journalisten Rede und Antwort stand. Am Donnerstag wiederholte er das stundenlange Medienverhör, das dominante Thema war von Beginn an klar: Auch wenn es amüsantes Geplänkel über Gerard Depardieus Pass und den vermeintlichen Weltuntergang gab, ging es vorrangig um den Streit mit den USA rund um das Verbot, das US-Bürgern ab Jahreswechsel die Adoption russischer Kinder untersagt.

Das Verbot war die unverblümte Antwort auf das amerikanische „Magnitsky“-Gesetz, das US-Präsident Barack Obama vorige Woche unterzeichnet hatte: Russische Beamte, die sich Menschenrechtsvergehen schuldig machen, dürfen mit Einreiseverboten und Konto-Sperren belegt werden. Nach Ansicht des Kremlchefs ein Akt, der das Verhältnis zwischen Washington und Moskau „vergiftet“ und in alte Zeiten zurückkatapultiert.

Tote Aufdecker

Das US-Gesetz wurde nach dem Anwalt Sergei Magnitsky benannt, der 2009 unter ungeklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis starb. Für eine Investmentfirma tätig, hatte Magnitsky russischen Funktionären vorgeworfen, 230 Millionen Dollar gestohlen zu haben. Seine Unterstützer glauben, dass der Anwalt zu Tode geprügelt wurde. Auch andere Aufdecker in diesem Fall kamen seither ums Leben, zuletzt der Whistleblower Alexander Perepilichny, der in London vor seinem Haus zusammenbrach. Die Polizei prüft, ob er vergiftet wurde.

Das nun beschlossene russische Adoptionsverbot löste einen Aufschrei aus, denn jährlich sind Tausende russische Kinder auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Zehntausende Kinder wurden in der Vergangenheit von Amerikanern adoptiert. Nicht nur Gegner kritisieren das Gesetz als „Racheakt wie im Kalten Krieg“ (etwa Oligarch Michail Prochorow), sondern auch Funktionäre der Kremlpartei.

Doch Putin verteidigte das Gesetz am Donnerstag: Die Antwort auf das „Magnitsky-Gesetz“ sei „emotional, aber adäquat“. In letzter Instanz könnte er selbst das Adoptionsverbot stoppen. Er werde sich zur Prüfung aber Zeit lassen.
 

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