Mandelas Familie streitet um Erbe

Südafrika.Während Nelson Mandela mit dem Tod ringt, zerfleischen sich seine Erben im Streit um seinen Nachlass.

Nelson Mandela wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Die UNO hat diesen Tag bereits 2009 zum „Internationalen Nelson Mandela Tag“ erklärt, an dem sich Menschen in aller Welt 67 Minuten sozial engagieren sollen – symbolisch für die 67 Jahre, die die Ikone der südafrikanischen Befreiungsbewegung aktiv in der Politik verbracht hat. Seinen Geburtstag wird Mandela dieses Jahr im Krankenbett, wenn nicht Sterbebett, feiern – während seine Familie um seine Grabstätte streitet.

Streit um den Nachlass

Seit Wochen liegt Nelson Mandela mit Lungenproblemen im Krankenhaus, seit Wochen wird sein Zustand wechselweise als „kritisch“ oder „stabil“ beschrieben. Und seit Wochen tobt ein Streit um seinen Nachlass. Denn an eine Genesung des großen alten Mannes Südafrikas glauben selbst Optimisten nicht. Und das hat dazu geführt, dass Teile der Familie nur mehr über Anwälte miteinander interagieren.

Es geht um die Frage, wo Mandela begraben werden soll. Er selbst ist anscheinend nicht mehr in der Lage, das zu entscheiden. Nur soviel hatte er gesagt: Er wolle einmal neben seinen engsten Verwandten liegen.

Bis 2011 lagen die – also seine Kinder Thembekile, Makaziwe und Makgatho – in Qunu, einem Ort, in dem Mandela lange gelebt hat. In seinem Geburtsort Mvezo dagegen ist heute Mandelas ältester Enkel Mandla Mandela Dorfführer – und zugleich Vorsitzender einer Staatsstiftung, der in dem Ort Hotels, Lokale und ein Mandela-Museum gehören. Hauptattraktion sollte einmal die Grabstätte Nelson Mandelas werden. Daher ließ Mandla Mandela 2011 die drei verstorbenen Kinder seines Großvaters exhumieren, nach Mvezo bringen und dort begraben. Dagegen hat der Rest der Familie geklagt – und jetzt recht bekommen. Anfang Juli ordnete ein Gericht die neuerliche Umbettung der drei toten Kinder in ihre ursprünglichen Gräber an.

Letztlich geht es um Macht und Geld. Denn wer das Sagen hat in der Familie, ist Wortführer eines einflussreichen Clans. Mit Mandela werden Millionen erwirtschaftet: Bücher, Souvenirs, ein Mandela-Wein finden sich auf dem südafrikanischen Markt, ja sogar ein Modelabel mit seiner einstigen Häftlingsnummer 46664. Die Einnahmen fließen in eine Stiftung und zwei Fonds. Bereits im Frühjahr hatten die Töchter Mandelas, Zenani und Makaziwe, die später gegen ihren Neffen Mandla vorgehen sollten, versucht, vor Gericht Zugang zu diesem Geld zu erkämpfen.

Derart liegt sich die gesamte Familie in den Haaren – drei Kinder, 17 Enkel, zwölf Großenkel. Mandelas Enkelin Zoleka Zobuhle twitterte jüngst: „Mein einziges Gebet ist das für eine gemeinsame Stimme, dass unsere Familie in eine Richtung geht. Nur dieses eine Mal.“

König Buyelekhaya Dalindyebo ist ein streitbarer Mann, der Konflikte auf seine eigene Art löst. Jetzt hat das Oberhaupt des Thembu-Stammes, dem auch Nelson Mandela angehört, seinen Streit mit dem regierenden African National Congress (ANC) beigelegt – mit seinem Ausscheiden aus der Partei und seinem Eintritt in die überwiegend weiße Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA). Zuvor hatte Buyelekhaya Dalindyebo dem ANC wiederholt vorgeworfen, in inner-familiären Streitigkeiten seine Widersacher zu unterstützen. ANC-Chef und Präsident Jacob Zuma hatte er abschätzig „nur einen Zulu-Burschen“ genannt und zugleich gesagt, er werde mit dem Marihuanarauchen aufhören, sobald Zuma die Korruption stoppe.

Für den ANC ist der Abgang des charismatischen Cholerikers ein psychologisch schwerer Schlag. Ist der Einfluss traditioneller Stammesführer in Südafrika doch enorm und auch per Verfassung geregelt. Sie haben beratende Funktionen.

Für die DA, die den ANC bei den Wahlen im kommenden Jahr besiegen will und dazu schwarze Wählerstimmen benötigt, ist Buyelekhaya Dalindyebo dagegen ein zweifelhafter Zugewinn. Denn der König ist wegen Entführung, schwerer Körperverletzung und Mord zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nur, weil ein Berufungsverfahren anhängig ist, ist er noch auf freiem Fuß. Ein Sprecher der DA sagte: Auch wenn man nicht mit allen Aussagen des Königs übereinstimme, sei doch ein jeder in der DA willkommen.

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