200 Tote bei Bootsunglück vor libyscher Küste

Boote mit Flüchtlingen gekentert, auch Kinder unter der Opfern. Heuer flohen 300.000 über das Mittelmeer.

Beim Untergang von zwei Flüchtlingsbooten vor der Küste Libyens sind nach Angaben der libyschen Küstenwache mindestens 200 Menschen ertrunken.Vor der Küste der libyschen Stadt Suwara im Nordwesten des Landes waren nach Medienberichten zuvor zwei Flüchtlingsschiffe gekentert. Zahlreiche Leichen seien am Morgen an Land gespült und geborgen worden, erklärte ein Sprecher der Küstenwache am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Unter den Opfern seien auch Kinder. Die Küstenwache versuche, die endgültige Zahl der Toten festzustellen.

Insgesamt hätten sich rund 500 Flüchtlinge an Bord der beiden Schiffe befunden, sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden am Donnerstagabend. Rund 200 Menschen seien von der Küstenwache gerettet worden. Die libyschen Kräfte hatten große Probleme, die Opfer zu retten und die Toten zu bergen. Eine Mitarbeiter des libyschen Roten Halbmonds sagte, man tue alles, um die Flüchtlinge zu retten, habe aber nur wenig Kapazitäten dafür.

Ein Aktivist des Zuwara-Medienzentrums erklärte, 190 Menschen seien gerettet worden

Suwara nahe der tunesischen Grenze ist eine Hochburg von Schleusern, die Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien schaffen. Bisher sind in diesem Jahr nach Erkenntnissen der Internationalen Organisation für Migration mehr als 2300 Menschen bei dem Versuch ertrunken, Europa per Boot zu erreichen.

"Mit wie vielen Leichen habt Ihr Eure Autos bezahlt?"

Die libyschen Behörden sind mit der großen Zahl an Flüchtlingen überfordert. Am Donnerstagabend protestierten Hunderte in Zuwara gegen organisierte Schlepperbanden. "Wir haben die Nase voll", sagte ein Anrainer der Stadt. Die Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift: "Mit wie vielen Leichen habt Ihr Eure Autos bezahlt?"

Allein in diesem Jahr sind über 300.000 Menschen über das Mittelmeer geflohen.

52 Leichen auf der "Poseidon"

In Palermo auf Sizilien kam unterdessen das schwedische Schiff "Poseidon" mit mehr als 570 Flüchtlingen an, die gerettet werden konnten. An Bord waren auch die Leichen von 52 weiteren Flüchtlingen, die im Frachtraum eines Boots bei der Überfahrt nach Europa gestorben waren. Die Toten waren am Mittwoch entdeckt worden, die Staatsanwaltschaft von Palermo leitete Ermittlungen ein.

Keine Hilfe für Syrer

Der Flüchtlingsstrom schwillt immer mehr an - weil die Menschen im Kriegsgebiet immer weniger Überlebensperspektive haben. Die Vereinten Nationen haben etwa seit Wochen keine humanitäre Hilfe zu mehr als 420.000 vom Bürgerkrieg eingekesselten Menschen in Syrien bringen können. Die Situation im Land verschlechtere sich stetig weiter, sagte UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien am Donnerstag dem UN-Sicherheitsrat in New York. "Ich bin sauer, weil wir als internationale Gemeinschaft nicht in der Lage sind, die Syrer besser zu beschützen, obwohl sie uns mehr denn je brauchen", erklärte O'Brien.

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