Als Haider Schwarz-Blau I in die Luft sprengte

Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um das FPÖ-Delegierten-Treffen von Knittelfeld, das sich Anfang September zum zehnten Mal jährte. Nur eins kann mit Sicherheit gesagt werden: Die Geschichte um hunderte wütende Parteirebellen, einen erratischen Kärntner Landeshauptmann ("Bin schon weg - bin schon wieder da!"), einen Reißwolf und ein begossenes Regierungsteam nahm kein Happy End. Ein Rückblick.
Das legendäre FPÖ-Delegiertentreffen in Knittelfeld jährt sich am Freitag zum 10. Mal. Die blaue Selbstzerstörungs-Aktion im Rückblick.
Als Haider Schwarz-Blau I in die Luft sprengte

Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um das FPÖ-Delegierten-Treffen von Knittelfeld, das sich Anfang September zum zehnten Mal jährte. Nur eins kann mit Sicherheit gesagt werden: Die Geschichte um hunderte wütende Parteirebellen, einen erratischen Kärntner Landeshauptmann ("Bin schon weg - bin schon wieder da!"), einen Reißwolf und ein begossenes Regierungsteam nahm kein Happy End. Ein Rückblick.
Als Haider Schwarz-Blau I in die Luft sprengte

Am 7. September 2002 lockte der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider rund 400 seiner Getreuen in die steirische Bezirkshauptstadt Knittelfeld. Der Grund: Er wollte der von ihm nicht mehr wohlgelittenen FPÖ-Regierungsmannschaft ordentlich den Marsch blasen.
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Resultat von Knittelfeld: Parteiobfrau Susanne Riess-Passer (im Bild) ging am nächsten Tag, Klubchef Peter Westenthaler zog den Hut und sagte Adieu und Finanzminister Karl-Heinz Grasser ward fortan nur noch in der ÖVP gesehen. VP-Kanzler Schüssel rief Neuwahlen aus, die Folge war ein blaues Debakel.
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Der Knittelfelder Putsch hatte jedoch eine lange Vorgeschichte. Schon bald nachdem Haider im Jahr 2000 den FPÖ-Vorsitz an Riess-Passer abgegeben hatte, begann sich das Verhältnis zwischen den langjährigen Weggefährten einzutrüben.
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Sticheleien aus Klagenfurt gehörten zum Alltag der blauen Regierungsmannschaft in Wien. Krisensitzung jagte Krisensitzung, oft nächtelang.
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In die Luft ging das blaue Regierungsexperiment schließlich wegen der Verschiebung der Steuerreform in Folge einer Hochwasser-Katastrophe. Angeführt unter anderem von Ewald Stadler rüsteten FPÖ-ler vor allem aus der zweiten Reihe für einen Sonderparteitag, was Riess-Passer mit einer Rücktrittsdrohung beantwortete.
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Die Unterzeichner des Sonderparteitag-Antrags wurden schließlich von Haider kurzfristig in das eher trostlose Knittelfelder Kulturhaus gebeten, die Position der Regierung sollten dort nach langem Hin und Her Finanzminister Grasser (links im Bild) und Verteidigungsminister Herbert Scheibner (r.) vertreten.
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Beobachtern und Teilnehmern in Knittelfeld bot sich ein skurriles Bild. Medien waren nicht im Tagungsraum zugelassen, einzelne schafften es, sich kurzfristig hineinzuschummeln. Nur ein einziger Journalist wurde bis zum Schluss nicht enttarnt. Im Bild: Haider und die damaligen FPÖ-Landesparteichefs Hans Achatz (OÖ) und Hilmar Kabas (FPÖ)
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Ihm wurde auch das Schauspiel zu Teil, wie Haiders Gefolgsmann Kurt Scheuch (links im Bild) das Kompromisspapier, das der Landeshauptmann eigentlich mit Riess-Passer ausgearbeitet hatte, zum allgemeinen Gaudium auf offener Bühne zerriss. Den Titel "Reißwolf" ist der heutige Chef der Kärntner FPK nicht mehr losgeworden.
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Was Haider in Knittelfeld wirklich vorhatte, ist schwer nachvollziehbar. Einerseits hielt er auch vor den rund 400 Delegierten bis zuletzt am Kompromiss-Papier fest, auch gegen den lautstarken Widerstand der Masse. Andererseits waren es seine Getreuen wie Scheuch, die die Stimmung zum Kochen brachten.
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Die Vizekanzlerin, die an dem Tag durchs Burgenland tourte, reagierte flott. Schon am nächsten Tag verkündete Riess-Passer ihren Rückzug aus der Politik, an ihrer Seite Westenthaler und Grasser.
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Dass die Freiheitlichen heute wieder dick da sind, verdanken sie übrigens einem "Knittelfelder": Heinz-Christian Strache war einer der Antreiber der "Revolution".
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Heute übt Strache Kritik an den Entscheidungen am damaligen Delegierten-Treffen: "Es wurden damals personelle Fehler begangen". Knittelfeld würdigt er aber als "bedeutendes Ereignis der freiheitlichen Bewegung".
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Ewald Stadler, der letztendlich beim BZÖ landete, beansprucht die historischen Verdienste hingegen für Mitglieder seiner jetzigen Partei. "Ich bin stolz darauf, dass ich frühzeitig gesagt hatte, was ich von dieser Bewegung halte. Der Großteil steht heute vor Gericht."

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