Das Projekt Rio und seine Verteilung: Eine Übersicht

Das Projekt Rio und seine Verteilung: Eine Übersicht
Nach dem medaillenlosen Abschneiden bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 war ein neuer Fördertopf installiert worden: Das "Projekt Rio 2016", ein mehrjähriges projektbezogenes Förderprogramm, das die Voraussetzungen für ein erfolgreicheres Abschneiden bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 schaffen sollte. Eine Übersicht der Verteilung und Verwendung der Gelder aus dem Rio-Topf:

Die Idee kam vom damaligen SPÖ-Sportminister Norbert Darabos, die Umsetzung erfolgte unter Nachfolger Gerald Klug. Das Sportministerium verabschiedete für den Zeitraum von 2013 bis 2016 insgesamt 20 Millionen Euro, kolportierte fünf Millionen Euro pro Jahr. Das Budget dafür stammte aus der Allgemeinen Sportförderung. Hieraus wurden sowohl die athletenspezifische Unterstützung für Training und Wettkampf als auch allfällig notwendige Investitionen in Infrastruktur für den Spitzen- und Leistungssport finanziert.

Ein fünfköpfiges Beratungs-Gremium unter Vorsitz von Hans Holdhaus sowie eine Strategie-Kommission mit ÖOC-Vizepräsident und Ski-Verbandspräsident Peter Schröcksnadel als Chefkoordinator erstellte in Absprache mit den Bundesfachverbänden bis 2013 einen Elitekader ("realistische Medaillenchance"), einen Paralympicskader und einen Hoffnungskader (Chance auf Top-10-Platzierung).

Im Laufe der vier Jahre standen in diesen Kadern insgesamt 94 Athleten sowie drei Auswahlen von Mannschaftssportarten (Handball Damen und Herren, Herren-Hockey). Die Geförderten wurden öfters hinsichtlich zu erreichender Leistungskriterien evaluiert. Es kamen Neue hinzu, einige wurde abgestuft oder wie der in Rio dann sechstplatzierte Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (zeitweise) sogar ganz aus der Unterstützung genommen.

Im Olympiajahr war die Auswahl 79 Personen stark, 49 davon fuhren auch tatsächlich nach Rio. 13,228 Mio. Euro sind laut Auskunft des Sportministeriums in den vergangenen vier Jahren aus dem Rio-Topf an Österreichs Olympia-Verbände und die Sportler aus Medaillen- und Hopekader geflossen.

Etwas mehr als ein Viertel - 5,42 Mio. Euro - wurde für Infrastrukturmaßnahmen, wie den zwei Millionen Euro teuren Bau der Kanu-Wildwasserstrecke in Wien, das ASKÖ Leichtathletik-Center in Graz (1 Mio. Euro), das Ballsportzentrum Klagenfurt (800.000) oder das Rugby-Leistungszentrum Wien (530.000) verwendet. Die paralympischen Sportler wurden insgesamt mit 1,65 Mio. gefördert.

Einen großen Budgetposten nimmt das Segeln - eine naturgemäß teure Sportart - mit 3,67 Mio. Euro ein. Hier hat Österreich mit Tanja Frank/Thomas Zajac auch seine einzige Medaille gewonnen. Das Segeln wurde neben Rudern, Kanu, Tischtennis, Judo und Beach-Volleyball von den Projekt-Verantwortlichen als eine der Kernsportarten mit den größten Chancen ausgemacht. Dorthin floss auch der Großteil der Gelder. So erhielt das Beachvolleyball-Duo Clemens Doppler/Alexander Horst für sich und "teamübergreifende Maßnahmen" laut der Webseite des Sportministeriums allein für das Jahr 2016 305.000 Euro.

Andere, wie die olympische Ursprungsdisziplin Leichtathletik, wurden vergleichsweise wenig gefördert: Die Leichtathletiktruppe - insgesamt acht Sportler standen zumindest einmal im Rio-Kader - musste in den gesamten vier Jahren mit insgesamt 556.360 Euro das Auslangen finden. Das entspricht ziemlich genau der Summe, die auch auf die Triathleten, Schützen und Tischtennis-Asse entfiel.

Von den insgesamt 21 Sportarten, die sich im Finanzplan des Sportministeriums finden, wurden zehn nicht über den vollen Projektzeitraum gefördert. Das anfangs subventionierte Fechten (nur 2013), Mountainbike und Taekwondo (jeweils 2013, 2014) war am Ende jeweils nicht mehr dabei.

Ähnlich traf es die Handball-Teams (Männer und Frauen) und die Hockey-Mannschaft, die 2016 nach offenbar nicht erreichten Leistungskriterien ausschieden. Der letztlich gescheiterte Versuch, nach den Handballerinnen 2000 in Sydney wieder eine Auswahl in einer Teamsportart zu den Sommerspielen zu entsenden, war bis zur Evaluierung des Jahres 2015 mit über einer Million Euro unterstützt worden. Pferdesportvertreterin Victoria Max-Theurer hatte sich bereits bei der Erstellung des Kaders deklariert und keine Förderung beansprucht.

Für die 25 Top-15-Platzierungen in Brasilien sorgten letztendlich mit Ausnahme eines Duos ausschließlich Athleten des Rio-Kaders. Nur das fünftplatzierte Tennis-Doppel Oliver Marach/Alexander Peya stand nie im Aufgebot. Die Top-Behindertensportler, die ab Anfang September in Rio um Medaillen rittern werden, bekamen aus dem Fonds zuletzt etwa 18.000 Euro pro Person und Jahr.

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