Wahrzeichen: Der Dunlop-Bogen in Le Mans, unmittelbar nach Start und Ziel – ein seit Jahrzehnten gern gesuchtes Fotomotiv.
Wahrzeichen: Der Dunlop-Bogen in Le Mans, unmittelbar nach Start und Ziel – ein seit Jahrzehnten gern gesuchtes Fotomotiv.

© AUDI COMMUNICATIONS MOTORSPORT /Werk(3)

Dunlop

Erfolgsstory mit Bodenhaftung

Der weltweit agierende Reifenhersteller wird heuer 125 Jahre alt – ein Rückblick.

von Ad Raufer

01/25/2013, 09:34 AM

Rund, schwarz und auch noch einigermaßen korrekt aufgeblasen, spielen Reifen im täglichen Autofahrerleben nur eine Nebenrolle. Sie funktionieren eben.

Es sei denn, man steht mit einem Patschen – womöglich bei Nacht und Nebel und im strömenden Regen – schimmelnd am Straßenrand und hat nicht die leiseste Ahnung, wie die mit einem Schlagschrauber angeknallten Radmuttern zu lösen sind, weil sie kein Mensch mit einem simplen Kreuzschlüssel je aufzubringen imstande ist.

Pneus sind einfach da. Sehr lange schon, seit dem Jahr 1888, um genau zu sein. 125 Jahre ist es her, als John Boyd Dunlop, geborener Schotte, aber im irischen Dublin als Tierarzt tätig, einen pneumatischen Fahrradreifen für seinen zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alten Sohn Johnny bastelte. Der hatte sich nämlich immer bitter über das schwerfällige Vorankommen mit seinem Radl’ beklagt.

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Okay, meinte Dunlop-Senior, so geht’s nicht – und formte aus einer dünnen Gummiplatte einen Schlauch, zog ihn auf eine Holzscheibe auf, bedeckte ihn mit einem Leinenstreifen, nahm als Ventil einen Schnuller und pumpte den Vorgänger aller Luftreifen, von Herren Doktor Dunlop „Pneumatik“ genannt, mit seiner Fußballpumpe auf. Mit durchschlagendem Erfolg: Kippte das alte Gummirad schon nach ein paar Metern um und blieb reglos liegen, so rollte die luftgefederte Erfindung mehr als doppelt so weit. Zum berechtigen Stolz Dunlops kam auch noch die Genugtuung, dass dieser allererste Satz Luftreifen mehr als 60 Meilen ohne eine einzige Panne zurücklegte.

Aufstieg

Einmal auf die Idee gekommen, baute John B. Dunlop weitere Prototypen für Zweiräder. Am 23. Juli reichte er seine Erfindung zum Patent ein, das unter der Nummer 10.607 am 7. Dezember 1888 wirksam wurde.

Von da an ging’s ebenso schnell wie steil bergauf, ab 1900 firmierte die Muttergesellschaft, inzwischen von Dublin nach Birmingham übersiedelt, als Dunlop Rubber Company Limited. Ab 1893 wurde die Leinwand durch ein Cordgewebe ersetzt, was die Haltbarkeit drastisch erhöhte. Damit war die erste harte Nuss geknackt. 1896 wurde das zweite große Problem, nämlich das der Haftung, gelöst, in dem das Laufflächenprofil Einzug in die Serienproduktion hielt. Trotzdem war nicht alles Wonne und Waschtrog, wurde doch die Skepsis der Fahrradbranche auch – und besonders – von den Autokonstrukteuren geteilt, die sich nicht vorstellen konnten, dass sich schwere Motorkutschen auf Luft fortbewegen würden können. Dennoch – oder gerade deswegen – arbeitete die Reifenbranche fieberhaft an Lösungen. Nicht nur Dunlop allein, sondern auch die bereits weltweit agierende Konkurrenz in Europa wie auch in Übersee.

Weiß und Schwarz

Und so war es ausgerechnet André Michelin in Frankreich, der Dunlops Erfindung weiterentwickelte und den sogenannten Klemmbackenreifen für Motorfahrzeuge nutzbar machte. Schlussendlich war es aber die historische Erfindung des geborenen Iren, die dem Auto aus den Kinderschuhen und zum entscheidenden Durchbruch gegenüber der Pferdekutsche verhalf und, nebenbei gesagt, die Automobilindustrie zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des zwanzigsten Jahrhunderts machte.

Rund und schwarz – übrigens seit 1904, als dem Kautschuk Ruß zugegeben wurde, vorher waren Reifen ausnahmslos Weiß – sind sie immer noch. Damit sind aber auch schon sämtliche Parallelen zur Vergangenheit erschöpft. Permanente Weiterentwicklung machten aus dem defektanfälligen Pneu der ersten Stunden Hightech-Produkte wie den brandneuen Sommerreifen Blu Response, der ab Frühjahr bei uns in 43 Dimensionen von 14 bis 17 Zoll zu haben sein wird.

Technologieführer

Parallel zur Fertigung von Großserienpneus sieht sich Dunlop, seit 1999 zu Goodyear gehörend, aber auch als führender Anbieter von Rennreifen: Die Firma betrachtet Racing einerseits als Marketinginstrument, um weltweit Image und Reputation zu heben, anderseits als rollenden Beweis für die Technologieführerschaft auf dem Gebiet der sportlichen Gesamtperformance mit so völlig unterschiedlichen Parametern wie Abrollgeräusch, Rollwiderstand, Gewicht, Trocken- und Nasshandling, Aquaplaningverhalten oder Verbrauchseffizienz.

Dunlop verweist stolz, aber ohne überheblich zu wirken auf Tausende Siege bei Rallyes und auf der Rundstrecke – wie jüngst auf den bei den 24 Stunden von Dubai, wo Dunlop nicht nur als Event-Sponsor aufgetreten ist, sondern das gesamte 82-Wagen-Feld ausrüstete.

Dunlop geht krisenbedingt von einem noch schärfer werdenden Wettbewerb aus. Der Hersteller erwartet für die Branche weltweit bei stagnierenden Preisen einen um etwa 10 Prozent schrumpfenden Umsatz.

Es wäre nicht die erste Notlage für den Konzern.

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