Mercedes C-T AMG 63 S: Sportwagen im unauffälligen Kombidress

Reden wir nicht lang herum: Ein Auto mit 510 PS und einer – theoretisch möglichen – Spitze von 250 km/h ist bei uns ungefähr so sinnvoll wie ein aus Karbon gefertigter, 100 Fuß langer und bis zu 40 Knoten schneller Renn-Katamaran auf dem Schotterteich.

Vom Preis – Basis: knapp 102.000 Euro, Testwagenpreis: rund 144.000 Euro – gar nicht zu reden. Aber darum geht’s gar nicht. High-end-Automobile wie der C-Klasse-Kombi 63 AMG-S sind Prestigeobjekte, wurscht, ob die viele Kraft ausgereizt werden kann oder nicht. Stinkreiche Unternehmer aus den Golf-Staaten, russische Oligarchen oder zahlungskräftige Profi-Fußballer aus spanischen oder deutschen Ligen schauen nicht aufs Geld – sondern nur aufs unterste Ende der Preisliste. Dorthin, wo die absoluten Spitzenmodelle gelistet sind.

Je teurer und exklusiver, desto besser. Das gilt in besonderem Maße für die Produkte aus dem Haus AMG. 1967 von Hans Werner Aufrecht, Erhard Melcher in Großaspach (AMG, daher das Kürzel) etabliert, ist die seit 2005 hundertprozentige Tochter der Daimler AG heute die High-Performance-Marke von Mercedes-Benz.

Und dort werksseitig zuständig für leistungsstarke Motorversionen und optische Veränderungen an den wenig auffälligen Serienmodellen.

Der von AMG veredelte C-Klasse-Kombi ist nur von ausgewiesenen Autokennern auf den ersten Blick als solcher zu erkennen. Das mag neureiche Schnöseln irritieren, liegt aber genau auf AMG-Linie: Die Autos des schwäbischen Veredlers sollen nicht mit billig wirkendem Prolo-Auftritt auffallen, sondern durch überlegene Technik.

Viel Kraft, toller Sound

Und genau das tut der AMG-Kombi: Getreu dem Mercedes-Motto "Das Beste oder nichts" arbeitet unter der Haube ein 4,0-V8-Turbo – und zwar im vom Motor-KURIER probierten C63-S jene Version mit 510 PS. Eine schwächere Variante gibt’s auch, aber die kommt nur auf bescheidene 476 PS, nachgerade lächerlich also. Bei besagtem Achtzylinder geht’s um das klassische Beispiel des Downsizings, ist doch der großvolumige Saugmotor durch ein kleineres Turbo-Triebwerke ersetzt werden. Das aggressiv-brodelnde Donnerwetter des alten 457 PS leistenden 6,2-Liters ist zwar unvergessen, wird aber nicht wirklich vermisst, weil auch der 4,0-Turbo mit einer akustischen Vehemenz ans Werk geht, bei der kein Auge trocken bleibt.

Das Beschleunigungspotenzial des brachial fauchenden Aggregats steht dem eines startenden Lear Jets um nichts nach, der aufgeladene V8 feuert den Stern-Kombi nicht nur mit einer unglaublich arroganten Rasanz ansatzlos aus dem Stillstand, sondern beißt auch oberhalb von 6000 noch lustvoll zu: Ein Euphemismus, der die Realität nur völlig unzureichend widerspiegelt.

Der V8-Doppelturbo euphorisiert mit spontaner Gasannahme, viel Drehmoment bereits im Drehzahlkeller und einer sagenhaft gleichmäßigen Kraftentfaltung. Die Bedeutung des Wortes "Turboloch" muss der AMG-Pilot im Autolexikon nachlesen, in Zeiten moderner Aufladungstechnik existiert es nämlich nicht mehr.

Antrieb: V8, längs, 2 x 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Alu-Zylinderköpfe und -block, 2 Turbolader, Ladeluftkühler; Heckantrieb, 7-Gang-Automatik;

Hubraum: 3982 cm³

PS/kW: 510 PS/375 kW

maximales Drehmoment:700 Nm bei 1750 U/min

Spitze 250 km/h, 0–100 in 4,1 Sekunden; Euro 6.

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, Hilfsrahmen, Einzelradaufhängung, vorn McPherson-Federbeine, Dreiecklenker, Zugstreben, hinten Mehrlenkerachse, vorn/hinten Schraubenfedern, Stabilisatoren, elektronisches Dämpfersystem, Scheibenbremsen (vorn/hinten innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung, ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP).

Maße (L x B x H):4702 x 1810 x 1475 mm

Wendekreis: 10,9 m Radstand: 2840 mm Bremsweg kalt: 37,3 m Bremsweg warm: 34,9 m

Kofferraum: 490–1510 l Gewicht: 1800 kg Gesamtgewicht: 2260 kg Tankinhalt: 66 l

Normverbr.: 8,4 l/100 km 196 g/km CO²

Testverbr.: 14,1 l/100 km

Preis:101.990 €

Preis Testwagen:133.977 €

Motorbezogene Versicherungssteuer:3034,44 €