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Zeit-Fahren

Alter Meister aus Graz

Ein Wiener Jurist sammelt , repariert, pflegt – und lenkt historische Moped-Autos.

von Uwe Mauch

02/18/2013, 05:43 AM

Mit heißen 19 km/h geht es heute durch eine Hietzinger Nebengasse. Der luftgekühlte Zweitakter, der eigentlich für das klassische schwarze Postler-Moped von Puch in Graz entwickelt wurde, knattert so laut, dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Der alte Meister rumpelt derweil durch Hietzing, als wäre der Bezirk nie asphaltiert worden.

Ausfahrt mit dem Meister K6, Baujahr 73. Das K steht für Kabine.

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„Ich bin ein Jünger des Meisters“, brüllt Alexander Fritz, ein gelernter Jurist und ein leidenschaftlicher Bastler, Sammler und Schrauber, in der engen Fahrerkabine.

Meister? Masta? Da war doch was. Genau. Hans Jörg Meister war, nein, ist noch immer ein findiger Ingenieur, der heute zurückgezogen in Graz lebt (siehe unten). In den 1960er-Jahren hat er ein gleichnamiges Moped-Auto entwickelt. Das war sein Lebenswerk. Gewissermaßen sein Meister-Werk.

Meister der Herzen

„Ursprünglich wurde das Fahrzeug für Kriegsversehrte entwickelt“, erzählt Fritz nach gut 300 m Fahrt, an einer Tankstelle, wo er seinem dottergelben Meister eine kurze Verschnaufpause gönnt. In einem Land, in dem das Konsumieren von größeren Mengen Alkohol Teil seiner Kultur ist, fand sich bald eine zweite Käufergruppe: Jene der unbelehrbaren Trankler, denen die Polizei ihren Führerschein für immer abgenommen hatte, die aber weiter mobil sein wollten. Oder mussten.

Meister-Fahrer Fritz verbindet ganz anderes mit jenem viel geschmähten Fahrzeug – die sentimentale Leidenschaft. Der Jurist, Jahrgang 1975, erinnert sich, dass er den ersten Meister aus dem Auto seines Vaters erblickt hat. Damals, auf der Felberstraße. Es gab Wiener, die haben den Grazer Dreiradler auch als „Affenschaukel“ abgetan – und damit auch deren Inhaber und Lenker desavouiert. Diese Assoziation kennt Fritz gar nicht: „Mich hat als Bub mehr dieses laute Knattern fasziniert, und natürlich auch die Kugelform.“

Von Meister-Hand

Heute weiß Fritz, dass der Grazer Ingenieur Meister seiner Zeit um gut vier Jahrzehnte voraus war. Nicht der SUV oder die Limousine ist das Stadtauto der Zukunft, sondern das smarte Fahrzeug, das wenig Treibstoff und Parkplatz benötigt.

Dass der Meister Meister heißt, hat er erst als Student erfahren. Während sich nämlich seine Studienkollegen mit dem Porsche vom Herrn Papa schmückten, reparierte er alte VW-Busse. Erfahrene Moped-Händler, die er gut kannte, haben ihn dann auf der Suche nach seiner Kindheitserfahrung den Weg in Richtung Graz gewiesen. „Meinen ersten Meister habe ich noch über eine Annonce im Bazar gefunden“, erinnert sich der Restaurateur und Sammler. Das war vor zehn Jahren. Inzwischen hat er vier historische Gefährte wieder fahrtüchtig gemacht. Einen hat er völlig heruntergekommen und durchgerostet in einem Schupfen gefunden. Es war das größte Glück für einen Mann, der Freude hat, Dinge, die mit seinem Leben zu tun haben, nicht achtlos wegzuschmeißen, und damit Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort kennt.

Weil Fleiß, Leidenschaft und Hartnäckigkeit am Ende auch belohnt werden, hat der junge Vater als Meister-Jäger gleich noch einmal großes Glück gehabt. Und da reden wir ausnahmsweise nicht über seine verständnisvolle Partnerin und das entzückende Töchterl. „Jahrelang habe ich versucht, mit Herrn Ingenieur Meister Kontakt aufzunehmen, bis er mir endlich sein privates Archiv geöffnet hat.“ Für den angehenden Buchautor öffnete sich damit ein Schatz. Noch schöner ist für ihn nur, dass der freundliche, aber zurückhaltende Meister das Manuskript für gut befunden hat.

Auf der erneut holprigen Rückfahrt tauchen noch zwei Fragen auf: Wurde der Aufkleber „Maria Taferl“ tatsächlich in Maria Taferl an der Heckscheibe angebracht? Und wie, bitte, konnte jemand bis nach Italien knattern? Knatterer Fritz hat am Ende noch eine Bitte: „Ich suche fürs Schlusskapitel noch Zeitzeugen.“

Video von der Ausfahrt mit dem alten Meister.

"Knatterkugel" auf 3 Rädern

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