Wie Denkverbote den Fortschritt blockieren

Österreich gilt seltsamerweise als liberales Land. In Wahrheit wird die Liste der Tabus täglich länger.
Martina Salomon

Martina Salomon

Billige Energie wäre ein riesiger Standortvorteil, "grüne" Technologie ein Exportschlager

von Dr. Martina Salomon

über Fracking

Versuchen Sie einmal in Österreich das Wort " Fracking" in den Mund zu nehmen: Ein mittlerer Shitstorm ist Ihnen gewiss. An der Montan-Uni Leoben (übrigens eine heimische Vorzeige-Uni) arbeitet man an einer umweltverträglichen Methode, das im Gestein gebundene Gas herauszuholen. Aber die Horrorbilder eines US-Films (brennender Wasserhahn!) haben sich in den Köpfen festgesetzt und machen rationale Debatten über Vor- und Nachteile dieser Methode unmöglich. Österreich und Deutschland wollen richtigerweise dennoch Versuche zulassen. Billige Energie wäre ein riesiger Standortvorteil, "grüne" Technologie ein Exportschlager. Man kann jedoch getrost davon ausgehen, dass das von protestierenden Bürgerinitiativen und NGOs rechtzeitig verhindert wird.

Schließlich wäre das so wie Gen-Mais anzupflanzen. Längst könnte dieses Verbot überdacht werden, immerhin hat seit 25 Jahren keine einzige Studie eine Gesundheitsgefahr nachgewiesen. Doch die Denkverbotsfabrikanten sind mehrheitsfähig, natürlich auch in der Politik. Höheres Pensionsantrittsalter? Ein Tabu, weil man damit Wahlen verliert. Wohlhabende ins Land locken (oder wenigstens halten), damit wir ihre Steuern abschöpfen können? Politisch unerwünscht. Freihandelszonen? Da spielen wir lieber Provinz.

Doch während wir über (noch mehr) Umverteilung und (weitere) Ökologisierung reden, ziehen vitalere Gesellschaften an uns vorbei. Heute, Freitag, gibt es in Wien übrigens zahlreiche Demos: gegen das Freihandelsabkommen TTIP; für höhere Löhne und niedrigere Mieten; gegen den 12-Stunden-Tag. Eine für mehr Leistungsdenken ist nicht dabei. Die Demonstranten würden wohl mit Tomaten beworfen. Gentechnikfreien natürlich.

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