Wer einmal lügt

VW, Deutsche Bank, Lufthansa: Gleich mehrere deutsche Wirtschaftsikonen sind jüngst ins Wanken geraten.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Deutschland muss aufpassen, dass das einstige Gütesiegel "Made in Germany" nicht allmählich zum Mühlstein wird.

von Hermann Sileitsch-Parzer

über Abgasaffäre und Imageverlust

Dolchstoßlegenden haben Hochkonjunktur. Die Aufdeckung der VW-Abgas-Affäre sei die Rache der USA am deutschen Exportwunder, wird gemunkelt. Immerhin schickt sich Volkswagen an, die Nummer eins am Weltmarkt zu werden. Auch Japans Branchenprimus Toyota musste 2011 mit riesigen Rückrufen und Rekordstrafen wegen defekter Gaspedale kämpfen. Sind die US-Behörden also rasch mit Strafen zur Hand, wenn es ausländische Konzerne trifft?

So einfach ist es nicht: Auch US-Autobauer General Motors hatte für gemeingefährliche Zündschlösser einen hohen Preis zu zahlen. Verständlich, dass man in Deutschland gern die Schuld abwälzen würde, aber der Vertrauensverlust ist hausgemacht. Volkswagen ist nämlich nicht der einzige Leuchtturm, der ins Wanken gerät. Die Deutsche Bank kämpft bis heute mit dem Imageschaden und finanziellen Folgen von Zinsmanipulationen. Der Ruf von Lufthansa als Ikone der Zuverlässigkeit hat ebenfalls gelitten: Der Germanwings-Absturz war zwar tragisch, warf aber ernsthafte Zweifel an der Ausbildung und internen Kontrollmechanismen auf. Die Streikwellen, die Tausende Passagiere stranden lassen, sind definitiv hausgemacht.

Das Vertrauen ist also angeknackst. Deutschland muss aufpassen, dass das einstige Gütesiegel "Made in Germany" nicht allmählich zum Mühlstein wird.

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