Warum das Bargeld bleiben muss

Wer Münzen und Geldscheine abschafft, schafft auch ein Stück Freiheit ab.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Wer Münzen und Geldscheine abschafft, schafft auch ein Stück Freiheit ab

von Dr. Anita Staudacher

über Bevormundung und Überwachung

Nur noch Omas und Bankräuber bräuchten Münzen und Geldscheine, so die obskure Begründung völlig abgehobener "Top-Ökonomen" ohne jegliches Gespür für das Alltagsleben. Stimmt schon, theoretisch kann heute schon jeder Kleinstbetrag unbar bezahlt werden. Die Technik dafür ist längst da.

Trotzdem zahlt die große Mehrheit der Österreicher am liebsten bar. Aus guten Gründen. Bargeld steht als Zahlungsmittel jedem Menschen zur Verfügung, ohne Vertrag, ohne Bindungsfrist, ohne Datenspur. Wer das Bargeld abschafft, schafft ein Stück Freiheit ab. Die Freiheit, anonym bezahlen zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Die Freiheit, im Falle von Strafzinsen, mein Geld vom Konto abheben zu können. Die Freiheit, Kontrolle über die eigene Geldbörse zu haben.

Schuldvermutung

Derzeit wird ja gerade die Unschuldsvermutung in einer Schuldvermutung gegenüber dem Bürger umgewandelt. Die Konten werden gläsern, jeder Schein scheint verdächtig. Dabei ist das Argument, weniger Bargeld führe zu weniger Steuerbetrug oder Kriminalität, schlicht unglaubwürdig. Die sichere Steueroase ist für globale Verschleierungskünstler nur einen Mausklick entfernt. Kriminelle laufen heute nicht mit Geldsäcken herum, sondern hacken sich in IT-Systeme von Banken, saugen Kreditkartendaten ab oder verrechnen nie georderte Abos am Handy. Wer garantiert, dass sie nicht auch ganze Zahlungsverkehrssysteme lahmlegen und Überweisungen im Nirvana versickern lassen. Was dann?

Abschaffungs-Fans seien gewarnt: Die wenigen unbaren Vorteile für Banken und Staaten stehen in keinerlei Verhältnis zur Einschränkung von Freiheit und dem Mehr an Kontrolle und Überwachung.

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