Wer länger arbeiten will, soll auch dürfen

Die Unsitte der Zwangs(früh)pensionierungen muss endlich abgestellt werden.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Wer länger arbeiten will, soll auch dürfen.

von Dr. Anita Staudacher

über die Unsitte der Zwangspensionierungen

Kaum ist der 60iger in Sicht, soll Frau auch schon gehen. Ihr Chef will sie rasch loswerden; das Alter wäre ja da, und die Kosten ... eh schon wissen ... Die Frau will aber nicht gehen, sie will weiterarbeiten, gerne sogar – auch, um die Pensionslücke zu füllen. Sie darf es auch, sagt der Europäische Gerichtshof (EuGH). Er stellte schon vor Jahren klar, dass das frühere gesetzliche Pensionsantrittsalter nicht zulasten der Frau angewendet werden darf. Eine wichtige Erkenntnis, die in vielen Betrieben und in der Politik noch längst nicht angekommen ist.

Es gibt viele, die können oder wollen nicht mehr länger arbeiten. Es gibt aber ebenso viele, die es gerne würden, aber nicht dürfen. Weil ihr Arbeitgeber sie schon mit Mitte 50 aus Kostengründen loswerden will und sie "einvernehmlich" mittels Zuckerbrot (Sonderabfertigungen) oder Peitsche (Mobbing) in die (Früh)pension drängt. Zwangspensionitis ist in vielen Unternehmen, besonders in staatlichen oder staatsnahen ( ORF, SV-Träger, Kammern) nach wie vor an der Tagesordnung.

Dabei könnte sich fast die Hälfte der 50- bis 69-Jährigen durchaus einen längeren Verbleib im Erwerbsleben vorstellen – wenn sie gesundheitlich dazu in der Lage wären und es auch einen Job für sie gäbe. Wie aus einer Arbeitskräfte-Erhebung der Statistik Austria hervorgeht, wollen die heute über 50-jährigen Frauen durchschnittlich mit 61,4 Jahren in Pension gehen, Männer mit 63,5 Jahren. Zeit also, gegen die Unsitte der Zwangspensionierung aktiv vorzugehen. Ideen gibt es genug.

Die für 2015 geplante Teilpension und der Pensionsbonus bei längerem Verbleib sind erste, wichtige Schritte dazu. Es braucht aber auch radikalere Lösungen, etwa die unumgängliche Abflachung der Gehaltskurven und ein wirksames Bonus-Malus-System für Betriebe.

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