Kurskorrektur für die Börse – ja, politisch!

Die Österreicher scheuen Aktien: Das hat die extremkapitalmarktfeindliche Politik zu verantworten.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Die Österreicher scheuen Aktien: Das hat die extremkapitalmarktfeindliche Politik zu verantworten.

von Hermann Sileitsch-Parzer

über die Börse

So eine Überraschung aber auch. Die Österreicher bunkern ihr Geld lieber auf Sparbüchern und in Bausparverträgen, statt es für die Unternehmensfinanzierung zur Verfügung zu stellen. Warum sollten sie das auch? In den letzten Jahren hat doch die Regierung Aktionäre generell als Vertreter des Großkapitals, als gefährliche Spekulanten sowie als hochgradig besteuerungswürdig abgestempelt. Das sind die Signale, die mit der abgeschafften Spekulationsfrist, der 2012 eingeführten und 2016 angehobenen Wertpapier-KESt oder der Finanztransaktionssteuer abgegeben wurden.

Das hat vielleicht Budgetlöcher gestopft. Sonderlich schlau war es nicht. Die Firmen werden künftig nämlich mehr denn je darauf angewiesen sein, Geld abseits von Bankkrediten zu erhalten. Den Schwarzen Peter an die Wiener Börse abzuschieben, wäre zu einfach: Die Politik muss sich dafür selbst an der Nase nehmen, dass sie den Unternehmern und Anlegern den Aktienbesitz verleidet hat. Jetzt soll ein neuer Anlauf zur Reanimation der Börse genommen werden. "Das höre ich seit zwanzig Jahren", lautete der lapidare Kommentar von Nationalbank-Präsident Claus Raidl. Immerhin: Beim "Crowdfunding" ist ein recht passabler Kompromiss zwischen Anlegerschutz und gelockerten Regeln gelungen.

Internationale Aktionäre wollen aber eine gute "Börsenstory" hören, also Argumente, warum ein Unternehmen oder ein Finanzplatz in der Zukunft besonders attraktiv sein wird. Der Glücksfall, dass sich im Osten eine völlig neue Welt auftut, in deren Zentrum Wien steht, und ein Finanzguru wie Jim Rogers die Börse wach küsst, wird sich nicht wiederholen. Welche neue "Story" hat der Finanzplatz Österreich jetzt eigentlich zu bieten?

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