Ja, es geht uns gut. Aber wie lange noch?

Die Statistiker fragen "Wie geht’s Österreich? Die Antwort: Jedes Jahr ein wenig schlechter.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Die Statistiker fragen "Wie geht’s Österreich? Die Antwort: Jedes Jahr ein wenig schlechter.

von Hermann Sileitsch-Parzer

über Zufriedenheitswerte

Die Frage "Wie geht’s Österreich?" stellt die Statistik Austria jedes Jahr. 30 sehr detailreiche und umfassende Kriterien sollen darüber Aufschluss geben. Dabei würde die simple Antwort auf die Frage lauten: Danke der Nachfrage, es geht uns eh gut. Aber wieder ein kleines bisschen schlechter als im Vorjahr.

Genau das ist nämlich die Quintessenz der Studie: Die Österreicher sind mit ihrem Leben zufrieden. Wenn sie jammern, dann auf sehr hohem Niveau. Nicht der Blick auf das Erreichte, in die Vergangenheit, bereitet Sorgen. Es ist der Blick in die Zukunft. Ganz gleich, welchen Indikator man betrachtet: Das Wirtschaftswachstum, die Haushaltseinkommen, die Armutsgefährdung – die Ausgangslage ist immer noch gut, aber Österreich bewegt sich auf einer schiefen Ebene bergab.

Bestes Beispiel sind die verfügbaren Haushaltseinkommen. Dafür kratzen die Statistiker alles Geld zusammen, das dem Österreicher aus verschiedenen Quellen zur Verfügung steht. Das sind natürlich die Arbeitseinkommen, aber auch staatliche Geld- oder Sachtransfers und etwaige Vermögenszuwächse. Der langjährige Vergleich zeigt: Die Einkommen sind schon im Jahrzehnt vor der Krise weniger stark gewachsen als die Wirtschaft insgesamt. Seit 2008 ist die Tendenz sogar fallend, die Einkommen schrumpfen. Das Gefühl vieler Menschen, dass am Ende des Geldes mehr Monat übrig bleibt, kommt also nicht von ungefähr.

Ganz ähnlich ist es bei vielen Kriterien, auch im Umweltbereich: Ausgangslage gut, Entwicklung bedenklich. Ja, es geht uns eh gut. Immer noch. Das muss aber nicht in alle Ewigkeit so bleiben. Auf dem Erreichten können wir uns leider nicht ausruhen.

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