Hey, big spender!

Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Advent ist Spenden-Hochsaison. Übers Jahr kommen pro Österreicher 70 Euro zusammen. Viel? Wenig? Die Österreicher seien großzügig, aber ein Volk der Kleinspender, sagt eine Studie: Die Vermögenden lassen aus. In Österreich gibt es keine philanthropische Tradition.

Anders in den USA, wo es zum guten Ton gehört, einen Teil des Vermögens zu spenden. So hat Facebook-Gründer Marc Zuckerberg eben angekündigt, Aktien um bis zu einer Milliarde Dollar pro Jahr für wohltätige Zwecke zu verkaufen – bis zu 45 (!) Milliarden Dollar sollen es im Laufe seines Lebens werden. Das sind so aberwitzig hohe Beträge, dass sich unbehagliche Fragen aufdrängen. Ist es ein Zufall, dass die Superreichen dort spendabel sind, wo die Einkommen besonders ungleich verteilt sind? Was heißt es demokratiepolitisch, wenn ein Einzelner befindet, was seiner Zuwendung würdig ist? Kann und soll der Staat wirklich hoheitliche Aufgaben an wohlhabende Mäzene abtreten? Die Österreicher spenden gern für Kinder und Tiere. Aber ist nicht auch die Betreuung von Alkoholkranken, Drogensüchtigen und Haftentlassenen wertvoll für die Gesellschaft? Das sind nur leider keine allzu großen Sympathieträger.

Heikle Fragen, die selten gestellt werden – logisch: Gutes tun kann nie falsch sein. Deshalb spenden Sie mit gutem Gewissen, selbst wenn es "nur" 70 Euro sind. Und fühlen Sie sich ruhig wie Zuckerberg. Der ist nämlich auch kein 13-millionenfach besserer Mensch.

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