Salomonisch: Wer kann's besser?

Salomonisch: Wer kann's besser?
Der Vertrauensverlust der Politik ist dramatisch.
Martina Salomon

Martina Salomon

Drei Viertel der Befragten haben in einer neuen OGM-Umfrage (für die "Initiative Mehrheitswahlrecht") angegeben, dass ihr Vertrauen in die Politik in den letzten fünf Jahren gesunken ist. Polemisch gesprochen wundert man sich eigentlich, warum es nicht 100 Prozent sind. Michael Pammesberger, genialer KURIER-Karikaturist, hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: Er zeichnete ein Mädchen, das den biederen Eltern ihren "Neuen" vorstellt, einen vierschrötigen, vorbestraften Rambo mit grimmigem Antlitz. Und die Eltern antworten nur erleichtert: "Na, Hauptsache kein Politiker!" Wirklich lustig. In Wirklichkeit aber ganz schön traurig.

Sprechpuppen

Salomonisch: Wer kann's besser?

Denn immerhin befindet sich die Eurozone in einer Krise, deren Ausmaß leider überhaupt nicht abzuschätzen ist. Eigentlich würde man sich da angesehene, entschlossene Politiker wünschen, die auch Unpopuläres wagen, ohne vor der nächsten Wahl, vor den Schreihälsen in ihrer eigenen sowie anderer Parteien und vor Boulevardmedien einzuknicken. Politiker, die authentisch und nicht wie von ihrem Coach ferngesteuerte Sprechpuppen wirken und die auch einmal sagen können: "Wir haben da leider einen Fehler gemacht. Den müssen wir jetzt korrigieren." Aber offenbar sind die Zwänge zu groß, die Welt zu komplex und die Politikerauswahl zu bescheiden geworden.

Besserwisser

Wenn's hart auf hart geht, machen aber auch jene keine glückliche Figur, die die Politik gern vollmundig kritisieren. Zum Beispiel Erste-Group-Chef Andreas Treichl, der 2010 mehr als zehn Mal so viel wie der Kanzler verdiente. Als er am vergangenen Montagabend bei Armin Wolf in der ZiB 2 erklären sollte, warum er seine Bankbilanz innerhalb von 14 Tagen von plus 700 auf bis zu 800 Millionen Euro minus korrigieren musste, wirkte er nicht sehr souverän. Und viele Fragen blieben offen: Hat die Erste Bank in den letzten Jahren vielleicht Fehler gemacht, etwa zu viele Frankenkredite in den neuen EU-Ländern verkauft und zu viele "böse" Credit Default Swaps getätigt? Und die Politik? Die schweigt dazu betreten, statt darüber zu reden, ob an den Bilanzierungsregeln irgendetwas faul sein könnte. Mulmig könnte einem bei dieser Vorstellung werden. Aber es ist eben nicht anzunehmen, dass Bankmanager, Wutbürger aller Art (auch im Journalismus), Altpolitiker (deren Initiativen derzeit wie die Schwammerln aus dem Boden schießen) und neue unkonventionelle Bewegungen wie die Piratenpartei die besseren Politiker wären. Wahrscheinlich nicht. Vielleicht verändern diese jedoch längerfristig von "unten herauf" die Gesellschaft. Die Zeit der Schönwetterpolitiker ist vorbei, irgendwann auch in Österreich.

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