Vater, Mutter, Kind – klassische Familien sind kein Auslaufmodell

Die ÖVP ringt um ein neues Familienbild – aber alles muss sie nicht über Bord werfen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Ließe man Kinder aussuchen, wie sie aufwachsen wollen, würden sie eine Bilderbuchfamilie wählen.

von Dr. Martina Salomon

über das "Auslaufmodell klassische Familie"

Regenbogenparade, (abschwellender) Conchita-Wurst-Hype bei der "Starnacht" am Wörthersee, und jetzt überdenkt auch noch die ÖVP ihr Familienbild: Wir sind – sieht man großzügig über migrantische Parallelwelten hinweg – ein tolerantes Land geworden, und das ist gut so.

Selbstverständlich soll niemand wegen seiner sexuellen Neigung diskriminiert werden. Nun scheint das Pendel aber in die andere Richtung auszuschlagen: Heiraten? Wollen doch nur noch Schwule und Pfarrer! Doch der Eindruck täuscht: Drei Viertel aller Kinder unter 18 Jahren leben in Familien mit verheirateten Paaren. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei zumeist um Mann und Frau und sehr häufig um die leiblichen Eltern handelt.

Wer meint, dass die Kernfamilie – also heterosexuelle Eltern mit Kindern – eine vom Staat zu schützende und zu privilegierende Einrichtung ist, gilt (im HochschülerschafterInnen-Quacksprech) als hoffnungslos "heteronormativ".

Wenn aber diese Einheit – früher mal nannte man sie "Keimzelle des Staates" – möglichst lebenslang und liebevoll funktioniert, was natürlich auch ganz viel mit Glück und Schicksal zu tun hat, spart sie dem Staat eine Menge Psychotherapiekosten und Sozialmaßnahmen. Ließe man Kinder aussuchen, wie sie aufwachsen wollen, dann würden sie eine Bilderbuchfamilie wählen: Vater, Mutter, Geschwister plus Golden Retriever und die Eltern sollen genug Muße für viele gemeinsame Stunden haben. Würde man Alte fragen, wo sie leben wollen, dann wohl auch mit Partner und möglichst intensivem Kontakt zu Kindern und Enkelkindern.

Anbiederung

Weil mittlerweile aber auch Konservative von der Angst befallen sind, als zu brav zu gelten, werden selbst in Veröffentlichungen des Familienministeriums lieber alle möglichen anderen Varianten dargestellt als eine klassische Familie. Man biedert sich eben "progressiveren Kreisen" an.

Ja, natürlich sind Familien manchmal ein Ort des Grauens und homosexuelle Eltern weitaus besser als ein dysfunktionales Elternhaus. Aber wenn es lange Wartelisten für ein Adoptivkind gibt, dann ist es nicht falsch, jenen Paaren den Vorzug zu geben, in denen beide Geschlechter abgebildet sind. Weil das halt grundsätzlich von Vorteil ist beim Aufwachsen – weshalb ja auch alle Experten mehr Männer im Erziehungs- und Bildungswesen fordern.

Und Homosexuelle? Die Mehrheit ersehnt Normalität. Das ist verständlich. Umso mehr erstaunt es, dass auf ihren Lobby-Veranstaltungen – von der Loveparade bis zum Life Ball – immer wieder dieses lebensferne Klischee des Käfigs voller Narren transportiert wird: schrill, nackt, provokant, an der Grenze zur Pornografie. Als Botschaft schwingt immer mit: Wer "herkömmlich" l(i)ebt, ist ein Spießer.

Diese Signale haben auch die ÖVP erreicht. Selbst Herz-Jesu-Konservative wie Landwirtschaftsminister Rupprechter hängen sich ein liberales Mäntelchen um. Und Klubchef Lopatka denkt darüber nach, ob künftig Sachleistungen für Familien nicht wichtiger sind als Geld. Das ist nicht verkehrt. Geld, das hat die Vergangenheit gezeigt, zeugt noch keine Babys. Beliebigkeit in der Familienpolitik aber auch nicht.

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