Antifaschistische Kämpfer mit reichlich schrulligen Thesen

Martina Salomon

Martina Salomon

Antifaschistische Kämpfer mit reichlich schrulligen Thesen

von Dr. Martina Salomon

über die NOWKR-Demo

In ein paar Jahrzehnten werden sie – in Ehren ergraute Soziologen, Politologen etc. – den Enkeln von ihren antifaschistischen Heldentaten erzählen. Wie sie Jagd auf Burschenschafter im Frack gemacht, Damen ihre Ballfrisur zerstört haben und mit der Polizei Katz und Maus gespielt haben. Und wie sie die Gesellschaft durch das Abbrechen von Autospiegeln verändern wollten.

Die Kämpfer können nur hoffen, dass ihre Enkelkinder nie Fotos und Originaltexte von 2015 zu Gesicht bekommen werden. Im besten Falle könnten sich Alt und Jung gemeinsam über den aufgeplusterten, pseudointellektuellen Unsinn von "NOWKR" lustig machen.

Da ist davon die Rede, dass die "Rechte" drohe, "die Zumutungen und Gewalthandlungen des Kapitalismus noch zu steigern". Der Kapitalismus sei "nicht dazu eingerichtet, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Profit zu schaffen".

Hallo? Haben wir in Europa (wo der böse Kapitalismus ja jetzt auch noch in den Oststaaten wütet) nicht satte 50 Prozent aller weltweiten Sozialleistungen, obwohl hier nur sieben Prozent der Weltbevölkerung und nur 25 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung existieren?

Der Sprecher von NOWKR bezeichnete seine Gruppe in einem SN-Interview als "antiautoritäre Kommunisten". Soll das jetzt dialektisch sein? Der Kommunismus ist ja per se autoritär und hat in der Praxis Massenelend, millionenfachen Mord und einen brutalen Polizeistaat gebracht.

Kommunistische Realität

In Russland hätten die NOWKR-Spaßvögel wahrscheinlich keine einzige Demo veranstaltet – und wenn doch, dann hätte man in jahrelanger Haft seine Ziele "überdenken" können. Der angeschlossene "Frauen-Lesben-Inter-Trans*-Block" würde vermutlich in einem ziemlich ungemütlichen sibirischen Umerziehungslager dunsten. Und es ist fraglich, ob sich so viele Menschen aus anderen Ländern so mutig dem "linksradikalen" (Eigendefinition) Netzwerktreffen angeschlossen hätten. Dagegen haben wirkliche Helden wie Vaclav Havel oder Lech Walesa gewaltfrei demonstriert.

So groß der "antifaschistische" Furor auch ist, das Objekt der Erregung scheint ein wenig beliebig gewählt zu sein. Viele Jahre war der Opernball das Ziel der radikalen Gschnas-Linken. Jetzt ist es halt der Ball der nationalen Burschenschafter, der davor jahrzehntelang ebenso unbeachtet wie unbehelligt stattfinden konnte. Unsere Demokratie wird dieses Tanzvergnügen aushalten. Die aggressive Bekämpfung macht ihn in Wahrheit tausend Mal wichtiger, als er ist.

Der ohnehin verhaltensoriginellen Hochschülerschaft, den Jusos (die der SPÖ längst entglitten sind) und auch Teilen der Grünen kann die Solidarität mit den aggressiven Antifa-Kämpfern durchaus auf den Kopf fallen.

Ein bisschen Stadtkrieg

Das hat übrigens auch der schlaue Grüne Peter Pilz erkannt und auf Facebook geschrieben: "Liebe NOWKR- Herrschaften … Es geht nicht um Antifaschismus, es geht euch nur um euch selbst. Ihr wollt ein paar Stunden Stadtkrieg spielen und euch wichtig machen. Dass ihr damit nur die FPÖ wichtig macht, ist euch egal. Ihr könnt euch sicher sein: Wir gehen euch nicht in die Soli-Falle." Endlich mal ein wirklich guter Pilz-Kommentar!

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