Zweierlei Maß

Warum Flugdatenschreiber nicht geändert werden, in Autos aber ein automatisches Notrufsystem verpflichtend wird.
Horst Bauer

Horst Bauer

Kaum sind die technischen Möglichkeiten dazu halbwegs ausgereift, schon wird eCall verpflichtend eingeführt

von Dr. Horst Bauer

über veraltete Flugdatenschreiber und moderne Autoüberwachung

Eigentlich lief es bisher immer umgekehrt. Ging es um technische Fragen zur Verkehrssicherheit, wurden die einschlägigen Systeme der Fliegerei als Vorbild für Lösungen im Auto herangezogen. Nicht zuletzt beim ersten Elektronik-Schub im Automobilbau galten die doppelten und dreifachen System-Absicherungen in der Flugzeugtechnik als Referenzgröße.

Der Fall der seit zwei Monaten nicht lokalisierbaren Boeing 777 der Malaysia Airlines und die zeitgleich laufende Debatte bei uns über die verpflichtende Ausrüstung aller Neuwagen mit dem automatischen Notrufsystem eCall zeigt nun eine gegenläufige Entwicklung. Dass der Flugdatenschreiber der verschwundenen Maschine trotz intensivster Suche samt Satelliten-Einsatz nicht auffindbar ist, hat vor allem damit zu tun, dass diese Apparate bei Weitem nicht auf der Höhe der Zeit sind, was deren technische Ausstattung angeht. Ihre Anpassung an die aktuellen Möglichkeiten der Ortung war bisher offenbar niemandem ein Anliegen.

Ganz anders beim Auto. Kaum sind die technischen Möglichkeiten dazu halbwegs ausgereift, schon wird eCall verpflichtend eingeführt. Ungeachtet der Kosten – schließlich geht’s vordergründig um Verkehrssicherheit. Dass damit aber auch in jedem Auto ein Tor zur schönen neuen Datenwelt geöffnet wird, macht den Unterschied aus.

An deren Vermarktung sind eben stärkere Lobbys interessiert als an der Suche nach irgendwo versenkten Flugschreibern.

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