Schubumkehr

Wie plötzlich das Umwelt-Vorzeigeland Deutschland als Feinstaub-Quelle in die Kritik geriet und Österreich aufatmet.
Maria Brandl

Maria Brandl

Über den sinkenden Feinstaub-Ausstoß dürfen wir uns freuen, für die Belastung durch den Wind können wir nichts

von Maria Brandl

über verkehrte Feinstaub-Trends

Wer die vergangenen Monate öfter nach Frankreich und Deutschland reiste, konnte sich als Österreicher eines gewissen Schmunzelns nicht erwehren. Frankreichs Osten war heuer samt der Metropole Paris besonders von Feinstaub betroffen und fand flugs in den Kohlekraftwerken Deutschlands den Hauptsünder. Tatsächlich erfreuen sich Kohlekraftwerke seit der proklamierten Energiewende und dem damit verbundenen Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland großer Beliebtheit, umso mehr, als sie oft bereits abgeschrieben und so viel billiger als die deutlich umweltfreundlicheren und effizienteren Gaskraftwerke sind. Wenig später litt jedoch auch Deutschlands Osten an hohen Feinstaub-Belastungen und führte dies vor allem auf die dreckigen Schlote in östlichen Nachbarstaaten zurück. Graz hingegen, Feinstaub-Hochburg in Österreich, atmete diesen Winter auf. Was diese drei Feinstaub-Entwicklungen gemeinsam haben? Ihr Glück oder Unglück war eine geänderte Windrichtung. Nicht nur Saharastaub gelangt bei „günstigem Wind“ bis nach Wien, sondern auch Feinstaub wird über Tausende Kilometer verfrachtet. Die Tatsache soll nicht davon abhalten, weiterhin intensiv an der Reduktion großer Feinstaubquellen – Industrie, Verkehr, Hausbrand – zu arbeiten. Aber wir dürfen uns auch freuen, seit 1990 den Feinstaub-Ausstoß um 13 % laut Umweltbundesamt gesenkt zu haben – trotz des oft vermittelten gegenteiligen Eindrucks. Für den Wind können wir nichts.

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