Neulich im Bio-Laden

Beim angesagten Versuch, den eigenen CO2-Fußabdruck kleiner zu machen, kann man leicht ins Leere fahren. Nicht nur mit dem Auto.
Horst Bauer

Horst Bauer

Was der brav mit dem Rad vorgefahrenen Kundschaft die persönliche CO2 -Bilanz verhagelt

von Dr. Horst Bauer

über Lebensmittel-Transportwege

Das schlechte Umweltgewissen ist ja inzwischen integrierender Bestandteil der mitteleuropäischen Gemütsverfassung. Das führt zu geänderten Verhaltensweisen der Betroffenen, neuen Schwerpunkten bei technischen Entwicklungen und dort und da auch zu willkommenen Begründungen für neue Steuern. Ein Gebiet, auf dem sich das in der täglichen Praxis auswirkt, ist der Einkauf von Lebensmitteln. Diese sollten aus biologischem Anbau sein (weniger Pestizide) und kurze Transportstrecken vom Produzenten bis zum Konsumenten benötigen (weniger CO2 ). Und natürlich sollte auch das Geschäft so gelegen sein, dass man den Einkauf nicht mit dem Auto erledigen muss (weniger Abgase). Also geht man zu Fuß in den Bioladen mitten im Wiener Vorzeige-Grünbezirk, um frische Paradeiser zu holen. Die heißen dort Tomaten, sind zwar unheimlich Bio und in drei verschiedenen Sorten vorrätig, kommen aber leider aus Spanien, Holland oder Deutschland. Was der brav mit dem Rad vorgefahrenen Kundschaft zwar die persönliche CO2 -Bilanz verhagelt, aber offenbar hat eine deutsche Biomarkt-Kette eben keinen Zugang zu den in und um Wien gerade überall reifenden Kurzstrecken-Paradeisern. Die gibt es ein paar Schritte (oder Pedaltritte) weiter im normalen Lebensmittel-Laden. Nicht ganz so bio, aber besser für den -Fußabdruck. Alles nur eine Frage der persönlichen Prioritäten.

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