Kampf um die Zeit

Das Match um die Daten der Autobenützer hat gerade erst begonnen.
Horst Bauer

Horst Bauer

Wenn die Politik nicht gerade mit der eigenen Ausbeutung der Geldquelle Autofahrer beschäftigt ist

von Dr. Horst Bauer

über das Geschäft mit dem vernetzten Auto

Mit den ersten Autotelefonen hat es angefangen. Das einstige Privileg von (Dienst-)Limousinen-Benützern ist zum Massenphänomen geworden, das durch die Wandlung vom Handy (Sprache) zum Smartphone (Datenlawine zusätzlich) eine neue Dimension bekommen hat. Damit ist ein Geschäftsfeld eröffnet, das an der Schnittstelle von gestandenen Hardware-Bauern (Autohersteller) und visionären Software-Programmierern (IT-Industrie) liegt. Einerseits geht es dabei um die Zusammenarbeit zweier verschieden gepolter Industriezweige, deren Akteure die Prioritäten der jeweils anderen Seite (etwa Langlebigkeit und Ersatzteil-Bevorratung versus permanenter Updates und ständigem Hardware-Wechsel) nur schwer nachvollziehen können. Vor allem geht es aber ums Geschäft, das mit dem vernetzten Auto zu machen ist. Denn der Zugriff auf dessen Datenflut gilt als virtuelle Goldmine. Und der Kampf um deren Schürfrechte nimmt gerade volle Fahrt auf. Die erhellendste Wortmeldung dazu kam in der Vorwoche vom VW-Entwicklunsgchef. In der Fachzeitschrift Automobilwoche wird er mit dem Satz zitiert: „Unternehmen wie Google wollen die Zeit des Kunden im Auto. Damit stehen sie im Wettbewerb mit uns, denn wir wollen die Zeit unserer Kunden auch.“ Denen die Möglichkeit zu geben, ihr Auto nicht zum mobilen „Point of Sale“ zu machen und ihre Daten bei sich zu behalten, wäre eine der wichtigeren Aufgaben der Politik. Wenn sie nicht gerade mit der eigenen Ausbeutung der Geldquelle Autofahrer beschäftigt ist.

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