Kalte Enteignung

Bei den Lastwagen gilt es schon. Und es hat als Umweltschutzmaßnahme vorwiegend Zustimmung ausgelöst. Wohl auch, weil die Betroffenen eine zu kleine Gruppe sind und vielfach erst im Laufe des Jahres gemerkt haben, dass sie betroffen sind. Denn das als richtigen Schritt in Richtung einer weiteren Verbesserung der Abgas-Belastung aus dem Verkehr wahrgenommene Verbot, mit Lastwagen, die maximal der Euro-Klasse 1 entsprechen, im Großraum Wien unterwegs zu sein, trifft nicht nur die schweren Brummer, sondern auch Fiskal-Lkw, also Pkw mit Lkw-Zulassung. Aber vor allem sind auch Wohnmobile betroffen, die im Normalfall auf eine geringe Kilometerleistung kommen und trotz ihres Alters einen Wert im zweistelligen Tausenderbereich haben – jetzt aber praktisch wertlos sind. Die Aufregung darüber hält sich wie gesagt in engen Grenzen, weil das Umwelt-Argument dabei alles überstrahlt. Dass dieses jedoch durchaus differenziert zu betrachten ist, dürfte erst diskutiert werden, wenn diese Regelung auch für Pkw gilt. Was wohl demnächst ansteht, von der Politik aber nicht an die große Glocke gehängt wird. Dann werden sich nicht nur wesentlich mehr Autobesitzer schlagartig enteignet fühlen, es wird auch die Diskussion zu führen sein, ob es im Sinne der Nachhaltigkeit besser ist, etwa mit einem gut gewarteten Dreier-Golf ein paar Tausend Kilometer pro Jahr zu fahren, oder diesen verpflichtend ersetzen zu müssen.