Grenzerfahrung

Die Aufregung um die angebliche Sommerreifen-Pflicht in Italien zeigt vor allem das weiter bestehende Misstrauen zwischen den Nachbarn.
Horst Bauer

Horst Bauer

Zu präsent sind skurrile Bestimmungen einzelner EU-Staaten, die Autofahrern anderer Nationen schon teuer zu stehen gekommen sind.

von Dr. Horst Bauer

über Verkehrsregeln in Europa

Die Versuchung war offenbar zu groß. Um darauf hinzuweisen, welche Sicherheitsprobleme es bringen kann, alte Winterreifen im Sommer "niederzufahren", kam die Meldung aus Italien dem ARBÖ als zusätzlicher Verstärker gerade recht.

Aus einer Adaptierung eines dortigen Gesetzes las man salopp "eine Art Sommerreifenpflicht" ab, deren Nichtbefolgung bis zu 1700 Euro Strafe nach sich ziehen könne. Auch wenn ÖAMTC und ADAC in der Folge versuchten, näher am Sinn der Aussendung des italienischen Verkehrsministeriums zu bleiben, zeigte die Episode, wie stark das Misstrauen der Nachbarn untereinander auch nach Jahren der europäischen Reisefreiheit noch immer ist.

Dass es in Italien letztlich kein generelles "Winterreifenverbot" ab 15. Mai gibt, sondern nur eines für Reifen, deren Geschwindigkeitsindex unter der maximalen Bauartgeschwindigkeit des Autos liegt (was in Italien auch nur bei Winterreifen zulässig ist) und daher praktisch kein Tourist davon betroffen sein wird, tut da wenig zur Sache. Zu präsent sind verschiedenste skurrile Bestimmungen einzelner EU-Staaten, die Autofahrern anderer Nationen schon teuer zu stehen gekommen sind.

Wenn schon der oft so gescholtene EU-Zentralismus im Verkehrsrecht wenig zu melden hat, dann könnten sich die Staaten untereinander wenigstens besser darüber informieren, wie von ihnen erlassene neue Bestimmungen zu interpretieren sind.

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