Führerschein-Gefälle

Das angeblich schwindende Interesse der Jungen am Führerschein ist vor allem ein statistisches Phänomen.
Horst Bauer

Horst Bauer

Der Blick auf die Städte verstellt jenen auf die Gesamtsituation

von Dr. Horst Bauer

über die Zahl der Führerschein-Neulinge

Die Hochsaison für die heimischen Fahrschulen ist traditionellerweise der Sommer, wenn Schüler und Studenten die Ferien nützen, um sich auf die Führerscheinprüfung vorzubereiten. Die Bilanz der Saison wird in letzter Zeit medial dann meist mit dem Blick auf die Entwicklung in den Städten gezogen, was in der Folge zur Erkenntnis führt, dass der Führerschein bei den Jungen nicht mehr begehrt sei. Tatsächlich ist der Anteil derer, die unmittelbar nach dem Erreichen des führerscheinfähigen Alters zur Prüfung antreten, in den Ballungsräumen rückläufig. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von dem dort immer besser ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz als kostengünstigem Anbieter der ersehnten individuellen Mobilität rund um die Uhr bis zur ökonomischen Frage der Leistbarkeit – sowohl der Kosten für den Führerschein selbst, als auch der des ersten eigenen Autos. Für das ja – vor allem in der Stadt – auch dann Gebühren anfallen, wenn es nicht benutzt wird. Der Blick auf die Städte verstellt jedoch jenen auf die Gesamtsituation. Insgesamt ist der jährliche Anteil der Führerscheinneulinge an der Gesamtbevölkerung seit 2006 gestiegen und liegt in den letzten Jahren mit leichten Schwankungen bei rund 1,3 Prozent. Denn auch die jungen Städter kommen nicht ohne Führerschein aus. Er wird nur hinausgeschoben, bis man ihn beruflich oder familiär braucht. Und sich ein Auto auch leisten kann.

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