Die Luxus-Pendler und die Realität

Die Erhöhung der Pauschale als reines Wahlzuckerl für jene abzutun, die freiwillig pendeln, geht an der Realität vorbei.
Horst Bauer

Horst Bauer

Die Arbeitsplätze haben sich von ihren Wohnorten entfernt – nicht umgekehrt

von Dr. Horst Bauer

über die Kritik an der Erhöhung der Pendlerpauschale

So ganz ohne Einfluss wird das kommende Wahljahr wohl nicht gewesen sein. Dass sich die Regierung ausgerechnet jetzt einer Wählergruppe annimmt, die sie über Jahre ignoriert hat, deutet stark daraufhin. Schließlich besteht das Problem nicht erst seit gestern.

Die Erhöhung und Umgestaltung der Pendler-Pauschale als reines Wahlzuckerl für die Luxus-Pendler aus dem Speckgürtel rund um Wien abzutun, zeugt jedoch von einem Scheuklappen-Blick auf die Realität im Land. Natürlich kann hinterfragt werden, ob der viel zitierte Freiberufler, der von der Mödlinger Villa in die Kanzlei oder Ordination in der Wiener Innenstadt pendelt, für seinen Arbeitsweg Unterstützung aus Steuergeldern braucht. Das Thema aber nur an diesem Beispiel abzuhandeln, blendet das eigentliche Problem vollkommen aus.

Pendeln aus Not

Ganz abgesehen davon, dass den Arbeitnehmern jahrelang ihre Ortsverbundenheit als mangelnde Flexibilität vorgehalten wurde, stellt sich inzwischen für viele außerhalb des Wasserkopfs Wien gar nicht mehr die Frage, ob sie ein Jobangebot ablehnen sollen, weil ihnen der Weg zum Arbeitsplatz zu lang ist. Sie haben keine andere Wahl als zu pendeln, weil sich die Arbeitsplätze von ihren Wohnorten entfernt haben – nicht umgekehrt, wie der eingeschränkte Speckgürtel-Blick suggeriert.

Und weil damit auch die Nebenbahnen ausgedünnt wurden, sind sie auf das Auto angewiesen, um überhaupt arbeiten zu können – und Steuern zahlen zu dürfen. 

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