Deutsches Eigentor

Und wieder setzt Deutschlands Regierung durch ein Veto einen weltweiten Vorsprung der europäischen Autoindustrie aufs Spiel.
Maria Brandl

Maria Brandl

Durch die aktuellen Rückzieher droht Europas Autoindustrie ihren technologischen Vorsprung einzubüßen

von Maria Brandl

über die deutsche Veto-Politik bei CO2

Diesmal war man ganz sicher, dass der große Wurf gelingen werde. Nach dem 42-V-Debakel vor 10 Jahren hatte man die Einführung von 48V als zweite Bordspannung für Großverbraucher im Auto besonders gut vorbereitet, auch die Technik erschien ausreichend billig und ausgereift.

Der Umstieg erschien dringend nötig: Das aktuelle Bordnetz stößt in Anbetracht der steigenden Komfort-, Sicherheits- und Infotainment-Ausstattung immer öfter an seine Grenzen. Bereits in einem Mittelklasseauto wiegt das Bordnetz 40 kg, sind 2000 m Kabel verlegt (s. Seite 3). CO2-Sparmaßnahmen wie eine höhere Rückgewinnung von Bremsenergie sind nicht möglich. Mit dem Umstieg auf 48V für Großverbraucher wollte man nicht nur das ermöglichen, sondern auch die Ausfallsicherheit des Bordnetzes erhöhen, zugleich Gewicht senken und so zusätzlich CO2 sparen.

Doch daraus wird nichts. Frau Merkel hat durch ihr Veto die EU-weit geplante Senkung des mittleren Verbrauchs von Pkw auf 95 g CO2 pro km bis 2020 verschoben. Innovationen wie das 48-V-Netz sind damit nicht nötig. Einige deutsche Autobosse freuen sich, aber nicht nur Jean-Marc Gales, Chef der europäischen Autozulieferer, warnt in der Automobilwoche, dass wir so „in Europa unseren technologischen Vorsprung einbüßen.“ Milliarden-Investitionen sind weitgehend umsonst, die asiatische Konkurrenz darf aufatmen. Europa könnte Tausende Jobs verlieren.

Deutschland könnte dieses Eigentor noch teuer kommen.

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