China-Flop

Die ernüchternden Verkaufszahlen der mit großen Worten angetretenen Marke Qoros zeigen, dass sich ein Autobauer nicht auf dem Reißbrett kreieren lässt.
Horst Bauer

Horst Bauer

Die Markt-Analyse zeigte, dass es noch keinen chinesischen Premiumhersteller gab

von Dr. Horst Bauer

über die cinesische Automarke Qoros

Es war wohl eher ein Computer-Bildschirm, auf dem die Pläne für die „erste chinesische Premiummarke“ erstellt wurden. Schließlich arbeitet die moderne Beraterzunft nicht mit den Werkzeugen der Vergangenheit. In dem speziellen Fall wollte man aber just in der sonst meist als überholt und schwerfällig geltenden „old economy“ mitspielen. Zu verlockend zeigten die Wachstumskurven im Autogeschäft Chinas nach oben, als dass einige israelische Investoren an dieser Goldader vorbeischauen konnten. Die Markt-Analyse zeigte, dass es noch keinen chinesischen Premiumhersteller gab, der den europäischen Marken Paroli bieten konnte. Was folgte war ein Prozess nach dem Motto „Wir basteln uns eine Automarke“. Mit Chery wurde ein chinesischer Hersteller für das zu bauende Werk bei Schanghai ins Boot geholt, für die Leitung kaufte man ein Legionärsteam aus hochkarätigen, vorwiegend europäischen Auto-Managern ein und die Entwicklung lagerte man zu den Spezialisten von Magna in Graz aus. Ergebnis: Technisch solide Autos, die auch die europäischen Crashtestnormen locker erfüllen, auf die aber offenbar die angepeilte chinesische Premium-Kundschaft nicht gewartet hat. Knapp 7000 verkaufte Qoros im Vorjahr – bei einer Werkskapazität von 150.000 Stück – zeigen, dass Theorie und Praxis im Autogeschäft doch weiter auseinander liegen können als in anderen Branchen.

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