Behindern als Ziel

Den Stau bewusst als Mittel zum Zweck einer erhofften Verkehrsberuhigung zu benutzen, bleibt in Wien weiter Programm.
Horst Bauer

Horst Bauer

Den Verkehr flüssig zu halten, ist jedenfalls kein Ziel

von Dr. Horst Bauer

über die Wiener Verkehrsplanung

Erfunden haben es nicht die Grünen. Den Autoverkehr punktuell bewusst zu behindern, um eine Verlagerung zu erreichen, versuchten in Wien auch schon rote Verkehrsstadträte. So etwa bei der Einführung der Busspur auf der Neustiftgasse, die zusätzlich mit bewusst verschaltenen Ampeln erreichen sollte, den stadtauswärts führenden Autoverkehr so zu behindern, dass sich die Autofahrer eine andere Ausfallsroute suchen. Ergebnis: Heute gilt dort zusätzlich Tempo 30, aber es staut auch bei wenig Verkehr, weil die Ampelschaltungen nach wie vor nicht darauf angelegt sind, den Verkehr flüssig zu halten. Das wäre zwar, was die sonst so beschworene Abgas- und CO2--Reduktion betrifft, sinnvoller, soll aber nicht sein. Nach dem identen Muster wurden auch die Einbahnführungen rund um die Mariahilfer Straße verkompliziert. Laut Verkehrsplanung soll durch die erzwungene Umrundung von Häuserblocks statt der bisherigen Nutzung des geraden Weges an ihnen vorbei, den Autofahrern klargemacht werden, dass sie sich in einem Wohngebiet befinden. Was jemandem, der in der Stadt unterwegs ist, ja irgendwer erst einmal sagen muss. Denn auch die Schlussfolgerung, dass etwa am Gürtel – von der Planung empfohlene Ausweichroute – niemand wohnt, würde einem selbst nicht so schnell einfallen. Den Verkehr – auch mit Tempo 30 –flüssig zu halten, ist jedenfalls kein Ziel. Stau und unnötig längere Wege sind in der gelebten Praxis abseits der Planer-Theorie die Folge.

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