Zu viel Demokratie? Aber sicher nicht

Offene Worte im Wahlkampf: Eine Gratiszeitung will Geld vom Staat, aber weniger Demokratie.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Das ist schon ein besonderes Stück Österreich, das da geprobt wird.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Gratiszeitung heute

Wien ist anders. Gut so. Hier diskutiert man wochenlang über Autobusse in Fußgängerzonen. Solche Probleme würden sich andere Städte wünschen.

In Wien sind auch die Gratiszeitungen anders. In London etwa sucht man Anzeigen der Stadtregierung vergebens, hier wundert man sich täglich. Nun könnten sich die Eigentümer der Gratiszeitung heute über den täglichen Griff in den Steuertopf freuen und die Millionen genießen, aber Herausgeberin Eva Dichand fühlt sich ihrem angeheirateten Namen verpflichtet. Ab sofort will sie mit ihrem heute Kampagnen fahren, gegen die Demokratie etwa. Unser Land ist „überdemokratisiert“, erklärte sie der Zeitschrift Datum.

Nun haben die Dichand-Zeitungen schon bisher Kampagnen organisiert. Mit der jüngsten zur Abschaffung der Wehrpflicht, sind sie – wieder mal – krachend gescheitert. Also soll es einen neuen Anlauf geben. Frau Dichand will also, dass die Politik ihr weiter Millionen zahlt, damit sie dann die Politik mit ihren Medienkampagnen unter Druck setzen kann. Das ist schon ein besonderes Stück Österreich, das da geprobt wird.

Den Sozialdemokraten ist ja der Schriftsteller Bert Brecht hoffentlich noch ein Begriff. Er formulierte:„Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“

Die Regierung hat ja auf Druck von Qualitätszeitungen ein Gesetz beschließen lassen, um die Anzeigen der öffentlichen Hand transparent zu machen. Schon sehen wir Versuche, das Gesetz zu umgehen. Und was zahlen denn die Gratiszeitungen für den öffentlichen Raum? Wir brauchen also mehr Demokratie und mehr Transparenz, egal, wie reich und mächtig jemand ist.

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