Wir werden älter, aber nicht gesünder

Vom neuen Chef im Hauptverband kann man sich frische Anreize für ein gesünderes Leben erwarten.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Wir werden älter, aber nicht gesünder

von Dr. Christian Böhmer

über die Gesundheitspolitik

Wenn sich Peter McDonald, der neue Chef im Hauptverband, als "Fan der Sozialversicherung" deklariert, dann kann man seine Argumente dafür gut nachvollziehen, zumindest auf den ersten Blick. Ja, es ist bestechend, dass jeder Österreicher mit jeder finanziell auch noch so aufwendigen Erkrankung behandelt wird, ohne dafür – wie andernorts – die Kosten vorstrecken oder gar selbst tragen zu müssen.

So weit muss und soll man die solidarische Sozialversicherung uneingeschränkt loben.

Mindestens ebenso wichtig ist freilich der Hinweis, dass wir bei einer der wesentlichen Fragen, nämlich ,Wie viel Gesundheit bekommen wir für unser Geld?‘, nachweislich alles andere als Weltspitze sind.

Während ein 65-jähriger Norweger laut OECD im Schnitt mehr als 14 gesunde Lebensjahre vor sich hat, sind es bei gleichaltrigen Österreichern nur acht. Das ist im Vergleich nicht nur unterdurchschnittlich wenig. Es ist zudem irritierend, da Österreich bei den Pro-Kopf-Ausgaben für medizinische Betreuung pro Jahr mit mehr als 4000 Euro international unter den Top 5 rangiert und bei der Versorgung mit Ärzten sogar Europameister ist.

Als Chef der SVA-Versicherung hat McDonald das erkannt und nach dem Motto "Nicht zuwarten und reparieren, sondern vorbeugen" ein anfangs sehr umstrittenes System etabliert: Wer gesund lebt oder versucht, gesünder zu leben, wird finanziell belohnt.

Als Chef im Hauptverband fordert McDonald derlei – noch – nicht. Man will ja niemanden vor den Kopf stoßen. Langfristig wird er freilich nicht umhinkommen, die Präventionsarbeit zu forcieren. Und nur so beweist sich der wahre Fan der Sozialversicherung.

Kommentare