Wir verteidigen unsere offene Gesellschaft

Unser Modell des liberalen Staates ist das beste, das es je gab. Willkommen ist nur, wer danach leben will.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Unser Modell des liberalen Staates ist das beste, das es je gab.

von Dr. Helmut Brandstätter

über unsere offene Gesellschaft

Im November 2011 zerstörte ein Molotowcocktail die Redaktionsräume des französischen Magazins Charlie Hebdo. Die Reaktion der Satiriker: Sie zeigten in der nächsten Nummer einen Zeichner, der einem Moslem einen Zungenkuss gibt und schrieben dazu: "Die Liebe ist stärker als der Hass."

Die Morde von Mittwoch belegen vorerst das Gegenteil. Aber das gilt – wenn wir jetzt alles richtig machen – nur kurzfristig. Gestern war der Hass von völlig fehlgeleiteten Extremisten stärker. Aber in unserer modernen, liberalen Gesellschaft haben wir – ohnehin mühsam – gelernt, Interessenskonflikte zivilisiert auszutragen. Dazu gibt es keine Alternative. Es muss nicht gleich Liebe sein, was wir füreinander empfinden, aber der Umgang in immer komplexeren Gesellschaftssystemen muss auf Recht und Respekt basieren. Wer das missachtet, muss mit gesetzlichen Mitteln dazu gezwungen werden, es zu lernen.

Henry Kissinger schreibt in seinem Buch "Weltordnung", das Christentum habe gelernt, zwischen "dem, was des Kaisers ist" und "dem, was Gottes ist" zu unterscheiden. Das war nicht immer so, das Zeitalter der Aufklärung hat dazu beigetragen. Der Islam hat sehr früh politische Erfolge gefeiert und dort, wo er politisch auftritt, diese Unterscheidung bis heute nicht akzeptiert, ja nicht einmal gelernt. Nach moslemischen Vorschriften galten Verträge oft nicht auf Dauer, sondern nur so lange, wie Moslems nicht stark genug waren, ihren Willen durchzusetzen.

Appell an alle: Dialog statt Verhetzung

Moslems, die bei uns leben und natürlich das Recht haben, ihren Glauben so zu praktizieren, wie sie wollen, müssen unser Rechtssystem verstehen. In unseren laizistischen Gesellschaften müssen wir darauf bestehen, dass jeder hier die Trennung von Kirche und Staat akzeptiert und danach lebt. Zu lange haben auch bei uns Behörden zugesehen, wie Mädchen zu Beginn ihrer Pubertät aus der Schule verschwanden und zwangsweise verheiratet wurden, wie im islamischen Religionsunterricht schon den Kindern Hass gepredigt wurde und Parallelgesellschaften mit eigener Gesetzmäßigkeit entstanden.

Demonstrationen, wie sie in Deutschland begannen und nun nach Österreich importiert werden sollen, bringen uns da nicht weiter. Bei Pegida-Umzügen in Dresden, wo es übrigens kaum Moslems gibt, war mehr von Wut und Hass zu spüren als von Mitmenschlichkeit. Unsere Gegner sind nicht die Moslems, unsere Gegner sind die Feinde unserer offenen Gesellschaft. Es wäre schön, wenn wir uns gerade in Österreich, wo der differenzierte politische Dialog offenbar nicht erfunden wurde, darauf einigen könnten.

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