Wien-Wahl: Wahlsieger FPÖ, SPÖ erstaunlich stark

 
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Rot-Grün geht sich aus, trotz leichter Verluste der Grünen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Wien-Wahl

Hoffentlich liegen wir vorne“, raunten einander Sozialdemokraten auf dem Viktor-Adler-Markt zu. In Favoriten, wo Jörg Haider sich bejubeln ließ und auch Heinz-Christian Strache gerne enttäuschte Ex-Rote versammelt, hat sich Bürgermeister Michael Häupl am Samstag Vormittag noch ein bisschen Applaus abgeholt und wankende Funktionäre bestärkt. Wien dürfe nicht in die Hände der Blauen geraten. Nun, diesen Wunsch haben die Wählerinnen und Wähler erfüllt. Denn eine Regierungsmehrheit für Strache, ohnehin nur mit der ÖVP denkbar, war stets undenkbar. Aber dass die stolze, machtbewusste und auch machtversessene Wiener SPÖ einmal nur mehr das Ziel haben würde, nicht hinter die FPÖ zurückzufallen, zeigt, wie es um den noch immer stärksten Teil der österreichischen Sozialdemokraten bestellt ist.

Die FPÖ ist also der erwartete Wahlsieger, sie hat beachtlich zugelegt, vor allem aber die Machtzentren der Wiener SPÖ erschüttert. Das Thema Flüchtlinge hat dabei sowohl SPÖ als auch FPÖ geholfen. Wiener, denen Ausländer generell auf die Nerven gehen oder die um ihren Job Angst haben, wandten sich noch einmal verstärkt den Freiheitlichen zu. Aber Bürgerliche, die der Gedanke an einen Bürgermeister Strache schreckte, haben zum Teil SPÖ gewählt, deshalb das relativ gute Ergebnis für die SPÖ

Das ist auch eine, aber nur eine Erklärung für das sehr, sehr schwache Abschneiden der ÖVP. Wichtiger ist wohl, dass die Wiener ÖVP alle, die sich ein selbstständiges Profil erarbeitet haben, hinaus gedrängt hat. Die nervige Ursula Stenzel nach rechts und eine Gruppe um die liberale Beate Meinl-Reisinger zu den Neos. Aus Sicht liberaler Bürgerlicher hat das auch etwas Gutes. Denn hätte die ÖVP ihr grottenschlechtes Ergebnis vom letzten Mal nur leicht verbessert, wäre ein blau-schwarze Mehrheit möglich. Die wird es nun nicht geben, weil die Neos nach ihrem Einzug, so sie ihn schaffen, nicht für einen Bürgermeister Strache votieren würden.

Rot-Grün geht sich aus, trotz leichter Verluste der Grünen. Mit der Mariahilferstrasse haben die Grünen gepunktet, aber die Wiener sind dann doch eher konservativ, mit weiteren Plänen hätten die Grünen vorsichtiger sein müssen.Aber es könnte auch rot-schwarz eine Mehrheit haben. Die SPÖ wird sich darübe rfreuen,dass sie das Wahlrecht nicht geändert hat.

Und noch etwas: Die Stadt Wien, also vor allem die SPÖ, aber auch die Grünen, die das Spiel gerne mitspielten, hat uns Steuerzahler in den letzten Jahren arg geprüft. Viele, viele Millionen gingen an den Boulevard, offiziell, weil man mit Inseraten die gute Arbeit bewerben wollte, in Wirklichkeit, weil man sich die Berichterstattung beeinflussen wollte. Heute wissen wir, was hier schon oft geschrieben wurde: Das ist nicht nur teuer, sondern auch dumm gewesen. Der Boulevard gehorcht immer den eigene Gesetzen, dazu gehört etwa der Alarmismus, also übertreiben statt aufklären, verzerren statt informieren. Die Wiener würden sich Pfeffersprays kaufen ,als Angst vor Flüchtlingen, hieß es etwa. Zur Freude der FPÖ natürlich. Hat dieser Irrsinn jetzt ein Ende? Die Hoffnung lebt, auch nach diesem Ergebnis, mit dem alle Parteien leben könne, aber keine wirklich zufrieden sein kann.

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