Wie soll helfen, wer selbst Hilfe braucht

Kein Geld, kein Plan: Jetzt sollen Flüchtlinge als Lehrer für Flüchtlingskinder einspringen.
Michael Bachner

Michael Bachner

Wie soll helfen, wer selbst Hilfe braucht

von Mag. Michael Bachner

über Lehrer für Flüchtlinge

Je näher der Schulstart rückt, desto offenkundiger wird das Problem der schulpflichtigen Flüchtlingskinder. Die meisten Verantwortlichen tun so, als ob es gar kein Problem gibt. Das kostet Zeit, die niemand hat. Klar ist: Mehrere Tausend Kinder aus den Kriegsregionen brauchen Deutschkurse, benötigen Platz in Klassen und müssen aufgrund ihrer oft traumatischen Erlebnisse behutsam im Schulalltag empfangen werden.

Zweifellos gilt es zuallererst, Deutschkenntnisse zu vermitteln. Abgesehen vom Geld für die Sprachförderung, das der Finanzminister noch nicht bewilligt hat, braucht es im Idealfall zweisprachige Lehrer für Kinder aus Syrien oder Afghanistan, wo die meisten Flüchtlinge herkommen. Sie in überschaubarer Frist und in ausreichender Zahl zu finden, ist de facto unmöglich. Endlich – Ende August – startet wenigstens die öffentliche Debatte.

Bisher ist Asylwerbern mit wenigen Ausnahmen (z. B. als Erntehelfer) verboten, zu arbeiten. Sie dürfen in Traiskirchen und anderswo Zeit totschlagen – und haben meist nichts anderes als die Hoffnung auf ein anständiges Winterquartier. Der Vorschlag, sich unter ihnen auf die Suche nach Pädagogen zu machen, klingt nach völliger Hilflosigkeit. Selbst bei anerkannten Flüchtlingen, die arbeiten dürften, werden die wenigsten rasch als Lehrer für syrische Kinder einsetzbar sein. Die Analogie zur Bosnienkrise, wo Flüchtlinge per Sondervertrag zu Lehrern gemacht wurden, funktioniert nicht. Unter den heutigen Flüchtlingen ist die Kombi aus Arabisch und Lehrerausbildung und Deutsch Mangelware. Diese Menschen brauchen selbst Hilfe, Sprachkurse und zuvor die Anerkennung eventuell vorhandener Zeugnisse. Sie später als Lehrer zu engagieren, wird erst der übernächste Schritt sein können.

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