Wer, wenn nicht sie, hätte es wissen müssen

Frank Stronach konnte es bis zur letzten Minute nicht glauben: Dass sich seine " Kathrin" von ihm ab- und der ÖVP zuwenden könnte, überstieg wohl die Vorstellungskraft des Milliardärs. Man kann es ihm nicht verdenken.

Nachbaur hat ihre Job-Erfahrung ausschließlich im Magna-Konzern gesammelt. Sie wurde rechte Hand des Bosses, ging bei der Familie Stronach im kanadischen Aurora ein und aus. Auch die Chance, in die Spitzenpolitik einzusteigen, verdankt die Steirerin ihrem Chef. Der hat das auch lange Zeit fürstlich entlohnt. Loyalität hat offenbar ihren Preis. Dafür flötete Nachbaur: "Frank und ich denken wie Zwillinge." Und: "Ich bin in politischer Hinsicht zu 99 Prozent seiner Meinung."

Das dürfte sich geändert haben. Die einst scharfe Kritikerin der Regierung hat einen 180-Grad-Wechsel vollzogen. Bei der Wahl 2013 ist sie für das "Team Stronach" angetreten, um Rot-Schwarz anzuprangern ("Die ÖVP hat keinerlei Wirtschaftskompetenz"), und nun ist sie selbst Teil des Systems – weil die Arbeit in der Opposition "frustrierend" gewesen sei (wie überraschend!), und "leider nicht alles so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben". Das klingt – mit Verlaub – unglaubwürdig. Wer, wenn nicht die enge Vertraute hätte wissen müssen, wie Stronach tickt, dass er keinen Widerspruch duldet und mit Misserfolgen nicht umgehen kann. Das war ja schon bei seinem Engagement im Fußball für jeden offensichtlich.

Nun verlässt die einstige Statthalterin also das sinkende Polit-Schiff – und flüchtet in den ÖVP-Hafen, der auch nach der nächsten Wahl Ankerplätze in Form von Mandaten zu vergeben hat. Das Team Stronach wird dann untergegangen sein. Ein Schelm, wer denkt, Nachbaur hat deshalb bei den Schwarzen angeheuert?