Wer Asylangst sät, wird Angstbeißer ernten

Der Wahlsonntag droht vom Hader um Herbergen für Flüchtlinge beherrscht zu werden – zum Schaden fast aller.
Josef Votzi

Josef Votzi

Der Wahlsonntag droht vom Hader um Herbergen für Flüchtlinge beherrscht zu werden – zum Schaden fast aller.

von Josef Votzi

zur Asylkrise

Wo immer die steirischen Politspitzen auf Wahlwerbetour hinkommen, empfängt sie dieser Tage eine Botschaft: "Ihr habt das ja ganz gut gemacht; aber was ist mit den vielen Flüchtlingen, die jetzt alle zu uns wollen ...?". Da hilft, berichten sie unisono, auch der Verweis auf nüchterne Tatsachen nichts: Die Steiermark habe ihre Hausaufgaben längst gemacht und die Quote erfüllt. Probleme mit nass geregneten Zelten, übervollen und fehlenden Quartieren haben nur Bundesländer jenseits von Semmering, Pyhrn und Pack.

Die Bilder von gestrandeten Bootsflüchtlingen auf Sizilien und Lampedusa; Berichte über immer mehr Zeltstädte, die Mikl-Leitner aufstellen lässt; die Nachrichten vom weiteren Vormarsch des IS in Syrien und im Irak – sie alle erzeugen Angst. Diese kennt keine Grenzen mehr, denn sie wird schamlos missbraucht und skrupellos geschürt.

Die steirische FPÖ verteilt Broschüren mit Dschihadisten vorm Hintergrund einer steirischen Idylle, in die sich als einziger Fremder bisher nicht einmal ein Tourist verirrt hat (siehe Seite 4). Die Regierung lässt die Innenministerin derweil weiter Zelte aufstellen und duckt sich betreten weg. Nein, gestern gab es einen Solidaritätsaufruf des Kanzlers: An die bei der Quote säumigen Landesfürsten? An Briten-Premier Cameron, seinen dänischen und irischen Amtskollegen, die größten Asyldrückeberger in der EU.

Die Steirer suchen einmal mehr, anders Politik zu machen: SP-Chef Franz Voves nennt seit Wochen "die Hetzer und Rattenfänger" in Blau ohne Wenn und Aber beim Namen. Sein VP-Kollege Hermann Schützenhöfer sagt im KURIER-Interview: Wenn wir für Menschen, "die sich nur durch Flucht retten können, nicht eine Zeit lang Platz haben, ist es Zeit, dass ich meinen Taufschein in der Sakristei abgebe".

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